Vallone del Croset - Colle Croset
Eine Wanderung durch eine vergessene Welt. Das Vallone del Croset ist ein abgeschiedenes und einsames Hochtal auf der Schattenseite des Val Grande di Lanzo. Auf den weiten Alphochflächen der Gias Vecchio und Crot weiden in den Sommermonaten noch einige Rinder, ansonsten hat sich der Mensch aus dieser abgelegenenen Gegend weitestgehend zurückgezogen. Andere Wanderer trifft man hier selbst an schönen Sommertagen nur sehr selten.
Am westlichen Ortsausgang von Migliere (1054 m) trifft man auf einen GTA-Wegweiser, wenige Minuten später überquert man auf einer Holzbrücke den Fiume Stura di Valgrande. Jenseits des Flusses beginnt bei einem weiteren Wegweiser der gut markierte alte Alpweg, der durch den Wald hinauf ins Vallone del Croset führt. Am Wegesrand spriesst üppige Vegetation in allen Variationen, im Frühsommer blühen die Alpenrosen, Dschungelfeeling pur. Der tosende Rio Croset mit seinen zahlreichen Wasserfällen begleitet einen auf diesem Wegstück auf Schritt und Tritt. Nach etwa zwei Stunden kommt man zu einer kleine Verebnungsfläche mit den Hütten der Gias Croset (1621 m). In der Umgebung der Hütten weiden gelegentlich ein paar Esel, die Umgebung der archaisch anmutenden Alpgebäude versinkt im üppig wucherndem Ampfer. In der subalpinen Höhenstufe ist ganz besonders der Alpen-Ampfer eine dominierende Pflanzengattung der sogenannten Lägerflur, die nur auf stark nitrathaltigen Böden wächst. Diese entstehen auf meist kleinräumigen und lokal begrenzten Flächen durch Überdüngung von Weidetieren wie Kühe und Rinder, die sich meist über einen sehr langen Zeitraum regelmässig am selben Ort aufgehalten haben. Lägerfluren findet man daher recht häufig in der Umgebung von Alpgebäuden, auch noch Jahrzehnte nach der Nutzungsaufgabe. Weitere typische Pflanzenarten einer Lägerflur sind Brennnesseln, Alpen-Greiskraut, Alpendost und blauer Eisenhut.
Die Umgebung wird flacher und lieblicher, der Weiterweg führt nun durch lichten Lärchenwald. Auf teils überwachsenem Pfad erreicht man die weitläufige Hochebene der Gias Vecchio (1847 m), an dessen oberen Ende sich die gleichnamige Alp befindet. Gias ist eine in dieser Gegend recht häufig verwendete Bezeichnung für eine Alp bzw. ein Alpgebiet oder für einen Pferch. Ein stimmungsvoller Ort inmitten eines weltabgeschiedenen Hochtals, der Bach plätschert gemächlich vor sich hin, das Gebimmel der Kuhglocken klingt wie Musik in den Ohren. Über Generationen war die Alp von Juni bis September bestossen, von der Milch der Kühe wurde Käse gemacht und auf dem Rücken von Eseln oder Pferden ins Tal transportiert. Heute werden in den Sommermonaten nur noch einige Rinder hier hinaufgetrieben, die dann sich selbst überlassen sind. Von der malerischen Alphochfläche geniesst man eine schöne Aussicht auf die Berge des Val Grande di Lanzo.
Wem der Aufstieg bis zum Colle Croset zu weit ist, kann von der Gias Vecchio auf dem Aufstiegsweg nach Migliere zurückkehren. Der Aufstieg zum Pass ist jedoch landschaftlich ungemein lohnend.
Der Weiterweg beginnt, anfangs mangels erkennbarer Markierungen etwas unklar, hinter den Alpgebäuden und führt durch teils verbuschtes Weideland zwischen einzelnen verstreuten Lärchen in westlicher Richtung hinauf auf eine weitere Hochebene am Rand eines kleinen Nebentals. Der mittlerweile wieder klar erkennbare und gut markierte Weg führt nun durch Erlengebüsch weiter bergwärts, man hält Kurs auf einen bereits von Weitem sichtbaren riesigen Steinmann am Rand einer markanten Geländestufe. Dort angekommen ändert sich schlagartig die Landschaft, man blickt über eine weite Alphochfläche in einem eindrücklichen Talkessel. Wenige Minuten später erreicht man die aufgegebenen Alpgebäude von Crot (2141 m). Weiter in südlicher Richtung, vorbei an dem mittlerweile verlandeten Lago di Crot (2164 m), ein heute ausgetrockneter ehemaliger Bergsee. Am südlichen Ende des Talkessels dreht der Weg Richtung Westen ab und führt steil hinauf auf eine von Steinen und Felsbrocken übersäte kleine Verebnungsfläche. Weiter oben muss ein Blockfeld überquert werden, was im Frühsommer bei Altschneeresten problematisch sein kann. Nach einem kurzen Schlussanstieg erreicht man schliesslich den westlichen Colle Croset (2459 m)*, Wasserscheide zwischen dem Val Grande di Lanzo und dem südlich gelegenen Val d‘Ala. Das grossartige Panorama von diesem weltabgeschiedenen Ort entschädigt für den bisweilen mühsamen und langen Aufstieg, ein wahrlich lohnender Höhepunkt eines traumhaft schönen Tages in völliger Einsamkeit. Richtung Süden blickt man ins Val d‘Ala, das mittlere der drei Lanzo-Täler, im Norden die Berge des Val Grande di Lanzo. Dahinter erhebt sich die hochalpine und teils vergletscherte Kulisse der Gran Paradiso-Gruppe mit den Denti di Broglio (3454 m), Becca di Monciair (3554 m), Ciarforon (3640 m), Tresenta (3609 m) und Gran Paradiso (4061 m).
Der Abstieg verläuft auf dem Aufstiegsweg. Ein Abstieg ins nördlich gelegene Val d‘Ala ist möglich, aber wegen der Unübersichtlichkeit des Geländes nicht empfehlenswert. Die Tour wird dann ziemlich lang (ca. 9-10 Std. und ca. 1400 Höhenmeter im Auf- und Abstieg, T3/T4), südlich des Passes erwarten einen zunächst einige weglose und unmarkierte Abschnitte, die bei dichtem Nebel Orientierungsprobleme bereiten können.
* Zur Erläuterung: Es gibt zwei Colle Croset, die Gegend um die beiden Pässe ist in keiner der erhältlichen Wanderkarten korrekt abgebildet. Die hier beschriebene markierte Route aus dem Val Grande di Lanzo führt auf auf den westlichen (2459 m lt. Fraternali-Karte) der beiden Übergänge, jene aus dem Val d‘Ala auf den östlichen (2405 m lt. Fraternali-Karte, im Gelände mit 2390 m bezeichnet). Dieser befindet sich jenseits eines namenlosen Gipfels (2479 m lt. Karte des CAI di Lanzo) ca. 500 m Luftlinie östlich.
- Mai bis September
ab Oktober liegt das nordexponierte enge Hochtal weitestgehend im Schatten - T2/T3
- Gehzeiten:
4,5 Std. (Gias Vecchio)
7,5 Std. (Colle Croset) - Höhenunterschiede:
1795 m (bis zur Gias Vecchio)
1405 m (bis zum Colle Croset) - Ausgangs- und Endpunkt:
GTA-Wegweiser am westlichen Ortsausgang von Migliere (1054 m, Frazione di Groscavallo)
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