Pessinea - Alpe Toino - Pianas - Grange di Balma - Balma
Stille Wege, abgeschiedene Alpsiedlungen und authentische Bergdörfer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Eine abwechslungsreiche Rundwanderung im mittleren Valle di Viù, identisch mit der Tour zum Monte Ciarm, jedoch ohne die Gipfelbesteigung.
Vor der Wanderung lohnt zunächst ein Bummel durch die verwinkelten Gassen von Pessinea. Einst blühte hier das Leben, um das Jahr 1900 hatte das Bergdorf noch etwa 200 Einwohner, nach dem Zusammenbruch der Berglandwirtschaft ist der Ort heute nahezu verlassen. In Pessinea leben nur noch drei Menschen dauerhaft, darunter ein über 90-jähriger Hochbetagter, der sich bis heute noch ohne fremde Hilfe selbst versorgt. Verschlossene Fensterläden, für immer verschlossene Türen, morsche Dachbalken, bröckender Putz an den Fassaden, wer weiss, wann in der Kirche zum letzten Mal ein Gottesdienst stattfand. Man blickt aber auch auf renovierte und instandgehaltene Anwesen und liebevoll gepflegte Vorgärten. Einige der Häuser werden noch als Wochenend- oder Feriendomizil genutzt, meist von den Nachfahren der früheren Bewohner, andere wiederum sind seit vielen Jahrzehnten unbewohnt und verfallen zu stillen Ruinen.
Bei den obersten Häusern von Pessinea (995 m) folgt man den Wegweisern Richtung Colle Toino und Monte Ciarm. Der Weg führt anfangs durch einen Kastanienhain, die Esskastanie war einst der Brotbaum der Bergbewohner. Auf wunderschöner Mulattiera (= Saumweg oder Maultierweg) geht es entlang von Trockensteinmauern in etwa 20 Minuten hinauf zu der herrlich gelegenen Alp von Tchamproutan (1165 m). Hölzerne Hütten und Scheunen, wohltuende Stille, nur die Blätter der Bäume rascheln im Wind, der Brunnen plätschert gemächlich vor sich hin. Ein lauschiges Plätzchen mit schöner Aussicht über dem Valle di Viù. Auf dem Weiterweg kommt man an den Ruinen von Taboino (1300 m) vorbei, eine ehemalige Alp, die heute mitten im Wald steht. Die völlig verwilderten Weiden in der näheren Umgebung und die Überreste der früher mühsam bewirtschafteten Ackerbauterrassen führen einem drastisch vor Augen, unter welchen Bedingungen hier einst gelebt und gearbeitet wurde. Ab Taboino wird der Weg steiler, er windet sich in unzähligen Kehren hinauf zum Colle Toino (1475 m), ein wenig evidenter Übergang zwischen einigen Felstürmen mit vielen verstreuten Birken und allmählich verbuschendem Weideland. Vom Pass hat man einen schönen Blick über das nördlich gelegenen Vallone dei Tornetti und seine Berge. Der unbeschilderte und hier schlecht markierte Abzweig zur Alpe Toino ist im Sommer bei hohem Gras im Gelände nicht auf Anhieb zu finden. Der Weg knickt links Richtung Westen ab, bereits nach wenigen Metern stösst man wieder auf einen deutlichen und markierten Pfad, auf dem es zunächst durch Gebüsch und lichten Birkenwald bergauf geht. Jenseits einer Felsformation erreicht man offenes Gelände und überquert einen aussichtsreichen grasigen Rücken, an dessen westlichem Ende sich sich die Alpe Toino (1567 m) befindet, unmittelbar am Fuss des Monte Ciarm. Hier lebt in den Sommermonaten ein sympathischer Hirte aus dem Tal mit einigen hundert Schafen und Ziegen. Von der Alpe Toino kann man auf einem recht steilen und teils überwachsenen Ziegenpfad den Monte Ciarm (1862 m) besteigen (+2 Std. im Auf- und Abstieg), näheres ist in einer separaten Tour beschrieben (> siehe hier).
Nach dem kurzen Abstecher kehrt man in Kürze zum Colle Toino (1475 m) zurück, der Weiterweg führt nun Richtung Osten ohne nennenswerte Höhenunterschiede weiter nach Pianas (1440 m). Man blickt auf eine ehemalige Alpsiedlung mit vielen hübsch renovierten Gebäuden auf einem aussichtsreichen Geländerücken zwischen dem Vallone dei Tornetti und dem Valle di Viù, ein malerischer Ort mit tollem Panorama. Über eine unbefestigte und für den öffentlichen Verkehr gesperrte Alpstrasse geht es nun gemächlich abwärts, vorbei an den Häusern von Cà Puièt (1380 m) und den Grange di Balma (1341 m), eine herrlich gelegene Gebäudegruppe auf einer sonnigen Anhöhe. Ein grösseres Anwesen wurde hier aufwendig renoviert und ist heute ganzjährig bewohnt. Ein traumhaft schönes Fleckchen, es ist wohltuend, hier ein wenig zu verweilen und in die Ferne zu schauen. Von den Grange di Balma auf dem Fahrweg weiter abwärts nach Balma (1175 m), bei den obersten Häusern verlässt man diesen bei einem Wegweiser und geht in den Ort. Auch hier lohnt ein Bummel durch die zahlreichen verwinkelten Gassen des hübschen und gepflegten Bergdorfes. Jenseits der Kirche verschwindet der Pfad im lauschigen Wald, nach einem Gegenanstieg geht es kurz steil bergab, dann sanft fallend, im Herbst stapft man hier bisweilen durch enorme Laubmassen. Der verbleibende Abstieg nach Pessinea ist gut markiert und nicht zu verfehlen.
- März bis November
- T2
- 4,5 Std.
- Höhenunterschied: ca. 650 m, mit Gegensteigungen
- Ausgangs- und Endpunkt: Pessinea (995 m, Frazione di Viù), Zufahrt über eine schmale und kurvenreiche Bergstrasse
Pessinea - Tchamproutan - Colle Toino - Alpe Toino - Pianas - Grange di Balma - Balma - Pessinea (06.02.2020)
Pessinea - Tchamproutan - Colle Toino - Pianas - Grange di Balma - Balma - Pessinea (21.04.2021)
Pessinea - Tchamproutan - Colle Toino - Pianas - Grange di Balma - Balma - Pessinea (31.05.2021)
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