Monte Vaccarezza
Eindrückliche Gipfeltour auf einen der schönsten Aussichtsberge der Valli di Lanzo. Der Monte Vaccarezza ist einer der Erhebungen auf dem langen Kamm zwischen dem Valle Tesso, Valle Tessulo und Val Malone, drei kurze, in Nord-Süd-Richtung verlaufende Täler am Alpenrand, und dem nördlich gelegenen Valle Orco. Das Valle Orco, auch Valle Locana genannt, ist ein 58 km langes, in Ost-West-Richtung verlaufendes Tal auf der piemontesischen Seite des Nationalparks Gran Paradiso, was bei der Kleinstadt Cuorgnè in die Po-Ebene mündet.
Wegen der Länge der Tour ist ein möglichst früher Aufbruch ratsam, am besten bereits vor Sonnenaufgang. Vor allem im Hochsommer bildet sich in den Gipfel- und Kammlagen bereits ab den späten Vormittagsstunden recht häufig Nebel, bedingt durch die aufsteigenden feuchten Luftmassen aus der nahen, im Sommer schwülheissen Po-Ebene.
Bis zur Alpe Cialma di Coassolo bieten sich zwei verschiedene Aufstiegs-Varianten an, die eine führt auf einem markierten Wanderweg direkt über einen grasigen Kamm dorthin, die andere verläuft auf einem gemütlich zu begehenden unbefestigten Fahrsträsschen. Beide Zustiegsmöglichkeiten sind schön und landschaftlich abwechslungsreich, die erste bietet allerdings mehr Aussicht. Eine weitere dritte Variante ist noch wesentlich bequemer, da bis zum Gipfelziel erheblich weniger Höhenmeter zu bewältigen sind. Darüber hinaus besteht hierbei die Möglichkeit einer Rundwanderung, was bei den ersten beiden Varianten ansonsten zu weit wäre. Man startet direkt bei der Alpe Cialma di Coassolo, die auf einer unbefestigten Alpstrasse mit dem Auto erreichbar ist. Die Zufahrt von Leitisetto ist offiziell mit einem Fahrverbot belegt, was im Alltag allerdings kaum beachtet oder kontrolliert wird. Die holprige Schotterpiste ist auf manchen Abschnitten in einem schlechten Zustand, wegen der vielen Querrinnen ist ein Fahrzeug mit ausreichend Bodenfreiheit von Vorteil.
Variante 1
Die Tour beginnt in Banche (910 m), ein abgelegener Ortsteil von Coassolo Torinese, der nicht mehr dauerhaft bewohnt zu sein scheint. Eine handvoll Häuser am Waldrand, die meisten werden noch instandgehalten, aber nur im Sommer oder am Wochenende ist jemand zuhause. In den Wintermonaten blickt man hier auf geschlossene Fenster und Türen. Jenseits der obersten Häuser zweigt bei einem Wegweiser der alte Saumweg (ital. = Mulattiera) zur Alpe Cialma di Coassolo ab, dieser führt entlang einer Trockensteinmauer durch einen jungen Stangenwald. Grosse Flächen in der Umgebung des Dorfes waren einst gerodet und wurden als Viehweiden genutzt, bis sie eines Tages von der Natur zurückerobert wurden. Wenig später mündet die Mulattiera in einen unbefestigten Fahrweg, auf diesem spaziert man nun bequem hinauf zum Pian di Coppo (1063 m), einige der Kehren kann man auf den noch erhaltenen Abschnitten des alten Saumwegs abkürzen. Die Alpgebäude wurden im Jahr 2014 wiederaufgebaut, zumindest verrät das eine in den Schornstein geritzte Jahreszahl. In einer Scheune lagern riesige Heuballen, Winterfutter fürs Vieh, auf der kleinen Lichtung mitten im Wald weiden jedoch vermutlich schon lange keine Tiere mehr. Es ist niemand zuhause, den man fragen könnte, auch die hübsch renovierten Hütte neben der Scheune scheint nicht bewohnt zu sein. Nur ein paar zutrauliche und freundlich gesinnte Bordercollies begrüssen einen mit ihrem Gebell, sie halten hier die Stellung, lautstark und mit wedelnden Schwänzen.
Vom Pian di Coppo erreicht man in Kürze die Ruinen von Fontanette di Coppo (1110 m), wo der unbefestigte Fahrweg endet. Nun geht es in direkter Falllinie einen steilen Buchenwald hinauf, der kurze Abschnitt ist bisweilen ein wenig mühsam, vor allem im Herbst bei viel Laub. Nach einer Viertelstunde wird der Weg flacher und führt nun durch lichten Birkenwald. Jenseits der Waldgrenze erreicht man den Kamm zwischen dem Valle Tessuolo und dem westlich gelegenen Valle Tesso. Nun folgt ein besonders schöner Wegabschnitt. Auf dem aussichtsreichen Rücken wandert man zunächst entlang einer historischen Weidemauer, die von den Einheimischen „La grande muraglia della Cialma“ genannt wird. Weiter sanft ansteigend über grasige Matten bis zum Gipfel der Punta Cialma (1507 m), bereits von hier geniesst man ein fantastisches Panorama. Dann geht es wenige Höhenmeter abwärts bis zu einer kleinen Ebene, nach einem kurzen Gegenanstieg erreicht man die Alpe Cialma di Coassolo (1498 m). Eine hübsch renovierte Alphütte, ein riesiger Stall, scheppernde Kuhglocken, kläffende Hütehunde, in den Sommermonaten ist man hier oben nicht alleine. Ein friedvolle Idylle mit phantastischer Aussicht. Hier ist es so schön, dass es einem schwerfällt, sich aufzuraffen, weitere 700 Höhenmeter wollen schliesslich überwunden werden...
Hinter den Alpgebäuden steigt der Weg zunächst nur sanft an, die geschotterte Zufahrtsstrasse geht alsbald in einen Pfad über. Dann wird es steiler, weiter auf gutem Alpweg über den Südgrat des bereits sichtbaren Monte Vaccarezza, vorbei an einem Bildstock und einigen Ruinen. Nach einer guten Stunde kommt man zu einer kleinen Verebnungsfläche mit der Alpe Vaccarezza inferiore (1871 m). Eine grosse Alp mit vielen verstreuten Gebäuden, manche davon haben schon bessere Zeiten gesehen und liegen in Trümmern. Die Hinterlassenschaften auf den umliegenden Weiden verraten jedoch, dass hier gelegentlich Tiere hinaufgetrieben werden. Stimmungsvolle Harmonie, die steinernen Hütten und Ställe verschmelzen mit der kargen Umgebung zu einer geruhsamen Einheit. Beharrlich geht es weiter aufwärts, das anvisierte Gipfelziel rückt immer näher, weiter oben kommt man an Ruinen der Alpe Vaccarezza superiore (1999 m) vorbei. Der nach wie vor gut markierte Weg windet sich hinauf in einen kleinen Sattel (ca. 2170 m), an dieser Stelle erreicht man den Kamm zwischen dem Valle Tessuolo und dem nördlich gelegenen Valle Orco. Von hier steigt man in wenigen Minuten auf den Gipfel des Monte Vaccarezza (2203 m). Geschafft, Ziel erreicht. Zur Belohnung gibt es Aussicht im Überfluss. Richtung Westen blickt man auf den Alpenhauptkamm und die Gipfelkulisse der Valli di Lanzo, von der Croce Rossa (3566 m) bis zur Gruppe der Levanne (3619 m), mittendrin die Bessanese (3604 m) und die Uja di Ciamarella (3676 m), um nur einige wenige zu nennen. Im Norden erhebt sich majestätisch das Gran Paradiso-Massiv (4061 m) mit all seinen Trabanten, im Nordosten die Monte Rosa-Gruppe (4634 m), das zweithöchste Bergmassiv der Alpen. Im Süden zeigt sich der Monviso (3841 m), der höchste Berg der Südalpen. Bei klarem Wetter blickt man bis die Seealpen, im Osten erstreckt sich die nahe piemontesische Tiefebene mit der Metropole von Turin.
Der Abstieg verläuft auf der Aufstiegsroute.
Variante 2
Ausgangspunkt dieser Variante ist das abgeschiedene Dorf Leitisetto (971 m) im Valle Tessuolo, einer von vielen verstreuten Ortsteilen von Coassolo, etwa 12 km nördlich von Lanzo Torinese. Auf den ersten Blick ein idyllisches Nest, mit melancholischem Beigeschmack. In den wenigen Gassen ist keine Menschenseele zu sehen, Grabesstille, man hat den Eindruck, durch ein Geisterdorf zu spazieren. Hier gehen allmählich die Lichter aus, der kleine Weiler hat den Zusammenbruch der Berglandwirtschaft nicht überlebt. Zwischen den jahrhundertealten Mauern pulsierte einst das Leben, heute blickt man auf leerstehende Häuser. Einige wenige werden noch instandgehalten und nur noch am Wochenende oder in den Ferien aufgesucht, meist von den Nachfahren der früheren Bewohner, andere wiederum verfallen oder liegen bereits in Ruinen. Mittendrin die Kirche, kein Geläut zur vollen Stunde, die Glocken bleiben stumm. Wieviele Familien gingen hier einst am Sonntagmorgen in den Gottesdienst?
Vor dem Dorf zweigt links ein unbefestigter Fahrweg ab, der durch Buchen- und Birkenwald talaufwärts führt. Entlang des Weges trifft man immer wieder auf vereinzelte Hütten und Ställe, die meisten davon liegen heute in Ruinen. Wo früher Tiere weideten, stehen heute Birken und Nussbaumsträucher, grosse Teile der einst gerodeten Weideflächen in der näheren Umgebung sind nach vielen Jahrzehnten der Nichtnutzung mittlerweile wiederbewaldet. Einige Kurven weiter oberhalb kommt man zu den weit verstreuten Alpgebäuden von Gerbidi, einige wenige werden noch instandgehalten und als Wochenendhäuschen genutzt. Besonders auffällig ist ein grösseres schmuckes Anwesen auf einer sonnigen Lichtung, was sehr stilvoll und mit grossem Aufwand wiederaufgebaut wurde. Auf der aussichtsreichen Sonnenterrasse könnte man stundenlang vor sich hinträumen und in die Ferne schauen. Nach einem knapp zweistündigen Aufstieg erreicht man die Waldgrenze und wenig später die Alpe Cialma di Coassolo (1498 m). Die wunderschön gelegene Alp wird in den Sommermonaten bewirtschaftet, sie befindet sich unmittelbar auf dem aussichtsreichen Kamm, der das Valle Tessuolo vom westlich gelegenen Valle Tesso trennt.
Der weitere Aufstieg bis zum Gipfel des Monte Vaccarezza verläuft wie oben beschrieben.
Der Abstieg erfolgt auf der Aufstiegsroute. Bei schönem Wetter ist ungemein lohnend, auf der Alpe Cialma di Coassolo den Sonnenuntergang abzuwarten, den noch etwa einstündigen Rückweg zum Ausgangspunkt nach Leitisetto kann man auch problemlos in der Dunkelheit zurücklegen.
Variante 3
Von der Alpe Cialma di Coassolo steigt man, wie oben beschrieben, über den Südgrat auf den Monte Vaccarezza (2203 m).
Vom Gipfel geht man auf dem Aufstiegsweg wenige Höhenmeter bergab und folgt dem Kamm Richtung Osten, nach einem kurzen Gegenanstieg erreicht man den Sendemast auf der Cima dell‘Angiolino (2167 m). Von hier auf spärlichen Pfadspuren weiter über den Grat hinab in den Colle della Croce d‘Intror (1947 m). Hier verlässt man den Kamm und nimmt den markierten Weg Richtung Süden, der in einer guten halben Stunde zum Rifugio Peretti Griva (1821 m) führt. Die aussichtsreiche Sonnenterrasse lädt zu einer gemütlichen Rast ein, ein kühles Bier oder einen Kaffee gibt es hier leider nicht, die wunderschön gelegene Hütte ist nicht bewirtschaftet und nur mit Schlüssel zugänglich. Vom Rifugio Peretti Griva wandert man in einer Viertelstunde weiter zur bereits weithin sichtbaren Alpe Frigerole (1791 m), drei u-förmig angeordnete Alpgebäude, die noch instandgehalten und genutzt werden, im Innenhof gibt es einen Brunnen. In der Umgebung scheinen in den Sommermonaten noch Kühe zu weiden, zumindest liegen ringsherum zahlreiche Hinterlassenschaften herum. An dieser Stelle erreicht man den langen Gratrücken, der das Val Malone vom westlich gelegenen Valle Tessuolo trennt. Von der Alpe Frigerole geht man nun Richtung Westen und quert ohne nennenswerte Höhenunterschiede das obere Valle Tessuolo. Nach etwa 40 Minuten kommt man zur einer kleinen Hochfläche mit den Hütten der Alpe Vaccarezza inferiore (1871 m), wo man bereits während des Aufstiegs vorbeigekommen ist. Der verbleibende knapp einstündige Abstieg bis zur Alpe Cialma di Coassolo verläuft auf dem Aufstiegsweg.
- Mitte März bis November
- T2
- Gehzeiten:
Variante 1: 7,5 Std.
Variante 2: 7,5 Std.
Variante 3: 6,0 Std. - Höhenunterschiede:
Variante 1: 1293 m
Variante 2: 1232 m
Variante 3: 725 m - Ausgangs- und Endpunkte:
Variante 1: Banche (Frazione di Coassolo Torinese, 910 m)
Variante 2: Leitisetto (Frazione di Coassolo Torinese, 971 m)
Variante 3: Alpe Cialma di Coassolo (1498 m)
Leitisetto - Gerbidi - Alpe Cialma di Coassolo - Alpe Vaccarezza inf. - Alpe Vaccarezza sup. - Monte Vaccarezza (13.03.2021)
Gerbidi - Alpe Cialma di Coassolo - Alpe Vaccarezza inf. - Alpe Vaccarezza sup. - Monte Vaccarezza - Cima dell'Angiolino - Colle della Croce d'Intror - Rif. Peretti Griva - Alpe Frigerole - Alpe Vaccarezza inf. - Alpe Cialma di Coassolo - Gerbidi (20.05.2021)
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