Monte Doubia
Landschaftlich abwechslungsreiche Gipfeltour mit vielen schönen Eindrücken, Ansichten und Weitsichten.
Der Monte Doubia ist eine Erhebung auf der in Ost-West-Richtung verlaufenden Bergkette, die das Val d‘Ala vom nördlich gelegenen Val Grande di Lanzo trennt. Der Name Doubia (ital. = doppia) ist aus dem lokalen Dialekt abgeleitet und bedeutet nichts anderes als Doppelgipfel. Auffällig ist der flache und breite Gipfelaufbau, sie macht den Monte Doubia zu einem markanten und weithin sichtbaren Berg. Aufgrund der Länge der Tour ist ein früher Aufbruch ratsam, am besten bereits bei Sonnenaufgang. Bedingt durch die geografische Lage ist die Gegend um den Berg in den Sommermonaten eine lokale Nebelecke. Besonders an den ersten höheren Erhebungen der Täler bilden sich bereits ab den Vormittagsstunden Quellwolken, die einem die Fernsicht eintrüben. Diese oft vorherrschende Wetterlage entsteht durch die feuchten Luftmassen, die aus der nahen und im Sommer schwülheissen Po-Ebene aufsteigen. Ideal für diese Tour sind Tage mit Nordwindlagen, wer dem hochsommerlichen Nebelproblem ganz aus dem Weg gehen will, besteigt den Monte Doubia an einem klaren Herbsttag im September und Oktober.
Vom Ortskern von Ala di Stura (1075 m) geht es zunächst etwa 500 m auf der Strasse talaufwärts bis zu einem restaurierten Bildstock, dort beginnt ein unmarkierter breiter Saumweg. Bereits nach wenigen Schritten liegt die Zivilisation hinter einem, Stille macht sich breit. Nach einer Viertelstunde kommt man zu einer sonnigen Lichtung mit den Häusern von Lombarda (1182 m). Man blickt auf jahrhundertealte Gemäuer, die bereits vor vielen Jahrzehnten aufgegeben und verlassen wurden, vor den Fenstern und Türen wuchern Brennnesseln und Unkraut. Lediglich der grosse und gepflegte Hof, der sich etwas unterhalb der Gebäudegruppe befindet, scheint noch dauerhaft bewohnt zu sein, zumindest verrät ein beharrlich kläffender Hund, dass dort jemand zu Hause ist. Hinter den Häusern mündet der Weg in ein unbefestigtes Alpsträsschen, der man in der nächsten Viertelstunde folgt. Bei einem Wegweiser zweigt ein wunderschöner, teils gepflasterter alter Saumweg (ital. = Mulattiera) ab, der entlang von Trockensteinmauern in Kürze hinauf nach Chiottero führt. Chiottero, im lokalen Dialekt auch Ciautè genannt, ist eine ehemalige Temporärsiedlung, das Kirchlein und ein kleines Anwesen sind noch gut erhalten, die anderen Gebäude wurden jedoch aufgegeben oder liegen bereits in Trümmern.
Als Temporärsiedlung (auch Sommersiedlung oder Maiensäß genannt) bezeichnet man eine Häusergruppe oder einen kleinen Weiler, welcher nur von Frühjahr bis Herbst (temporär) dauerhaft bewohnt ist. Meist im Mai oder Juni (je nach Höhenlage der Siedlung) zogen die Bergbauern mit ihren Tieren von der Dauersiedlung im Talboden in die Temporärsiedlung und bewirtschafteten dort das umliegende Kulturland. Im Hochsommer stiegen Teile der Familie dann weiter auf in noch höher gelegene Alpgebiete jenseits der Baumgrenze, wo das Vieh ideale Weidebedingungen vorfindet, während andere in der Nähe der Dauersiedlung die Feldarbeit erledigten. Im September ging es wieder runter und man lebte nochmals vorübergehend in der Temporärsiedlung, bevor man im Verlauf des Oktobers endgültig in die Dauersiedlung zurückkehrte und dort den Winter verbrachte. Dieses sogenannte dreistufige Nutzungssystem war bis zum Zusammenbruch der Berglandwirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg auf der Alpensüdseite weit verbreitet, es existiert bis heute in Reliktform. Das bedeutet, dass einige der noch in den Tälern verbliebenen Bergbauern auch heute noch mit Ihren Kühen, Rindern, Schafen und Ziegen zwischen den einzelnen Höhenstockwerken hin- und herziehen, der früher parallel betriebene Ackerbau wurde jedoch bereits ab den 1950er/1960er Jahren flächendeckend eingestellt.
Weiter geht es mit dem Aufstieg, bis zum Gipfelziel wartet noch ein gutes Stück des Weges. Am oberen Rand der Weiden von Chiottero verschwindet die Mulattiera wieder für eine Weile im Buchenwald. Eine halbe Stunde später kommt man zu der grossen Lichtung auf dem Pian d‘Attia (1382 m), eine weitere Temporärsiedlung mit einigen Alpgebäuden am Rande einer kleinen Hochfläche. Einige der uralten Häuser, Hütten und Ställe werden noch instandgehalten und als Wochenendhäuschen genutzt, andere wiederum sind dem Verfall preisgegeben. Oberhalb der kleinen Siedlung befindet sich eine unbeschilderte Weggabelung, wo man geradeaus (Richtung Norden) weitergeht, der Abzweig nach links zum Pianfè bleibt unbeachtet. Der Weg wird steiler, in der nächsten Stunde wandert man durch schattigen Buchenwald. Auf etwa 1680 m ist die Waldgrenze erreicht, vor einem eine riesige Weide mit den Hütten der Alpe d‘Attia (1740 m). Ein malerisches Fleckchen, genau der richtige Ort für eine aussichtsreiche Rast. Der Brunnen plätschert gemächlich vor sich hin, aus der Ferne vernimmt man Kuhgebimmel und bellende Hütehunde, von Juli bis Mitte September ist man hier oben nicht alleine. Die obere der beiden Gebäudegruppen ist noch intakt und wird heute noch in den Sommermonaten von einer sympathischen Familie aus dem Tal bewirtschaftet.
Der weitere Aufstieg verläuft entlang der Südflanke des Monte Doubia durch teils verbuschendes Weideland, am Wegesrand verstreute Birken, Alpenrosen und Heidelbeeren. Hier und da windet sich die Pfad durch hohes Gras, bei warmem Sommerwetter ziemlich schweisstreibend. Nach einer guten Stunde und weiteren 360 Höhenmetern erreicht man den Colle d‘Attia (2104 m). Am Pass verlässt man bei einem auffälligen freistehenden Felsbrocken den markierten Weg. Der Schlussanstieg durch die grasige Südostflanke des Monte Doubia ist steil und abschnittsweise mühsam, Steinmännchen weisen den richtigen Weg. Zwischendurch müssen eine paar kleinere Blockfelder überquert werden, ab und zu benötigt man die Hände zur Hilfe, hier ist Trittsicherheit erforderlich. Weiter oben erwartet einen ein aprupter Landschaftswechsel, vor einem das weite und sanft gewellte Gipfelplateau des Monte Doubia. Die restlichen Meter bis zum eigentlichen Gipfel sind eindeutig und bei normalen Sichtverhältnissen leicht zu finden. Als Orientierungshilfe dient der riesige Steinmann auf dem nördlich einer von Steinen und Felsbrocken übersäten Hochfläche befindlichen langen Grat, den man in einer weiteren Viertelstunde ohne weitere Schwierigkeiten erreicht. 2463 m Seehöhe. Ein Ort zwischen Himmel und Erde, wohltuende Stille, die Gedanken sind frei. Das Panorama auf die Gipfelkulisse der Valli di Lanzo ist umfassend und eindrücklich. Im Westen der Alpenhauptkamm, auf dem die Grenze zwischen Italien und Frankreich verläuft, im Norden erhebt sich die Gran-Paradiso-Gruppe (4061 m). Im Süden zeigt sich der Monviso (3841 m), der höchste Berg der Südalpen. Bei klarem Wetter blickt man bis in die Po-Ebene und in die Seealpen.
Der Abstieg vom Gipfel verläuft auf dem Aufstiegsweg.
- Mitte Mai bis Oktober, optimale Wetterbedingungen i.d.R. im Herbst
- T2, Schlussanstieg zum Gipfel T3
- 8,0 Std.
- Höhenunterschied: 1380 m
- Ausgangs- und Endpunkt: Ala di Stura (1075 m)
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