Le Combe - Alpe Malatret
Traumhaft schöne und panoramareiche Tour auf einsamen Pfaden auf der Sonnenseite des Val Grande di Lanzo.
Die Wanderung beginnt in Alboni (1390 m), eine aus mehreren Häusergruppen bestehende Siedlung auf einer weiten und aussichtsreichen Hochfläche über dem Val Grande di Lanzo. Alboni war bis zum Zusammenbruch der Berglandwirtschaft in den 1950er/1960er Jahren von zahlreichen Familien ganzjährig bewohnt. Wie in vielen anderen piemontesischen Alpentälern verliessen viele der Bergbewohner im Verlauf der Zeit ihre Heimatdörfer und suchten ihr Auskommen in den aufstrebenden Industriebetrieben in den Städten der nahen Tiefebene, auch Alboni blieb von dieser Entwicklung nicht verschont. Schliesslich war der Ort eines Tages nahezu unbewohnt, viele der Häuser wurden ihrem Schicksal überlassen und verfielen im Laufe der Jahre. In den 1990er Jahren begann eine Trendwende, inzwischen wurden die meisten der jahrhundertealten Bauernhäuser mit teils grossem Aufwand restauriert und werden als Wochenend- oder Feriendomizil genutzt, oft von den Nachfahren der einstigen Bewohner, die heute in der nahen Tiefebene leben und arbeiten.
Vom überdachten Brunnen am Ende der Fahrstrasse erreicht man in Kürze die Häuser von Campo della Losa di mezzo (1412 m), wenige Meter oberhalb jene von Campo della Losa di sopra (1437 m), die oberste Gebäudegruppe von Alboni. Weiter durch Buchenwald bis Benne (1466 m, im lokalen Dialekt auch Benes genannt), eine winzige Siedlung, die nur aus drei renovierten Gebäuden besteht. Dort mündet der Weg in eine unbefestigtes Alpsträsschen, auf dem man in einer Viertelstunde nach Mea (1526 m) geht. Die traumhaft schön gelegene ehemalige Alpsiedlung befindet sich in aussichtsreicher Lage am Fuss des Bec di Mea (1546 m), ein markanter und bei Sportkletterern beliebter Felsgipfel. Eines der Anwesen wurde vor einigen Jahren hübsch hergerichtet und zu einem Wochenendhaus umgebaut, die meisten der jahrhundertealten Gebäude werden jedoch nicht mehr genutzt oder sind mittlerweile verfallen. Hinter Mea geht es kurz bergab, wenig später überquert man den Rio Unghiasse auf einer Holzbrücke, in der Nähe befinden sich einige herrliche Badegumpen, die zu einer sommerlichen Erfrischung einladen.
Nach einem kurzen Anstieg durch Buchenwald kommt man zur Lichtung von Biollè (1598 m), eine seit vielen Jahrzehnten verlassene kleine Temporärsiedlung. Einst wurde hier gelebt und gewirtschaftet, heute begegnet man nur noch hin und wieder ein paar neugierigen Eseln, die in den Sommermonaten hier hochgetrieben werden. Die meisten der verstreuten Häuser, Hütten und Ställe liegen in Ruinen, die umliegenden Weiden verbuschen infolge der Nichtnutzung und sind von Sträuchern und Bäumen überwachsen, die früher gerodeten und mühsam kultivierten Ackerbauterrassen sind bereits im Wald verschwunden. Eine verwilderte Idylle mit melancholischem Beigeschmack. Die Realität ist bisweilen schonungslos und macht nachdenklich.
Als Temporärsiedlung (auch Sommersiedlung oder gebietsweise Maiensäß genannt) bezeichnet man einen Ort, eine Häusergruppe oder einen kleinen Weiler, welcher nur von Frühjahr bis Herbst (temporär) dauerhaft bewohnt ist. Meist im Mai oder Juni (je nach Höhenlage der Siedlung) zogen die Bergbauern mit ihren Tieren von der Dauersiedlung im Talboden in die Temporärsiedlung und bewirtschafteten dort das umliegende Kulturland. Im Hochsommer stiegen Teile der Familie dann weiter auf in noch höher gelegene Alpgebiete jenseits der Baumgrenze, wo das Vieh ideale Weidebedingungen vorfindet, während andere in der Nähe der Dauersiedlung die Feldarbeit erledigten. Im September ging es wieder runter und man lebte nochmals vorübergehend in der Temporärsiedlung, bevor man im Verlauf des Oktobers endgültig in die Dauersiedlung zurückkehrte und dort den Winter verbrachte. Temporärsiedlungen sind in den piemontesischen Tälern weit verbreitet, auch anderswo im Alpenraum. Viele dieser kleinen Siedlungen befinden sich an abgelegenen und schlecht erreichbaren Orten. Sie wurden bis heute nicht mit Fahrstrassen erschlossen und sind daher recht häufig verlassen oder liegen mittlerweile in Ruinen. Anderswo wurde viele Gebäude nach der Einstellung der traditionellen Berglandwirtschaft zu Wochenend- oder Ferienhäusern umgebaut, jedoch meist nur an Orten, die heute mit dem Auto erreichbar sind.
Der Weiterweg verläuft für kurze Zeit wieder im Wald, wenig später überwindet man auf einer interessanten Weganlage über eine Treppe eine felsige Geländestufe. Man überquert einen Seitenbach und verlässt kurz darauf an einer beschilderten Gabelung den bisher gut markierten und klar erkennbaren Weg. Zwischen Birken, Lärchen und wild wucherndem Nussbaumgestrüpp geht es steil bergauf, nach einer Viertelstunde später wandert man wieder durch offenes Terrain und kommt alsbald nach Crot Inferiore (1769 m), drei in Reih und Glied nebeneinander gebaute steinerne Alpgebäude. Über die Weiden geht es weiter zu den oberhalb gelegenen Hütten von Crot Superiore (1829 m). Dieser bisher unmarkierte Abschnitt wurde, ebenso wie der Weiterweg, im Jahr 2023 rot-weiss markiert. Bei den obersten Gebäuden folgt man der spärlichen Pfadspur, die über einen grasigen Rücken hinauf zu einem einzelstehenden Stall führt. Hier beginnt ein teils gepflasterter alter Alpweg, dem man nun in westlicher Richtung folgt, dieser führt zu den bereits von weitem sichtbaren Hütten von Le Combe (1968 m), wo in den Sommermonaten gelegentlich einige wenige Rinder weiden. Nach einer weiteren Viertelstunde kommt man zu einer kleinen Verebnungsfläche mit einem riesigen Steinmann, der höchsten Punkt dieser Wanderung (ca. 2000 m). Ziel erreicht. Rucksack absetzen, Picknick auspacken und die Aussicht geniessen. Die Stille ist wohltuend. Das Panorama von diesem weltabgeschiedenen Ort ist umfassend und eindrücklich, man überblickt nahezu das gesamte Val Grande di Lanzo, vom Monte Bellavarda (2345 m) im Osten bis zum Alpenhauptkamm mit der Gruppe der Levanne (3619 m). Der Weg knickt an dieser Stelle nach Norden ab, nach wenigen Schritten bergab erreicht man die Alpe Malatret (1960 m), die meisten der Hütten wurden aufgegeben und liegen mittlerweile in Ruinen.
Für den Rückweg bieten sich zwei Varianten an. Entweder man geht auf dem Aufstiegsweg zurück nach Alboni, oder man folgt dem im Jahr 2023 von Freiwilligen des CAI di Lanzo freigeschnittenen und neu markierten Weg (im Gelände als Sentiero Motti bezeichnet), der von der Alpe Malatret relativ höhenparallet Richtung Norden führt. In der Nähe der Alpe Miandetta mündet der Pfad in den gut markierten Alpweg, der von Alboni zu den Laghi di Unghiasse hinaufführt. Auf diesem geht es nun im Vallone di Unghiasse in etwa 30-40 Minuten hinab zum Pian delle Riane (ca. 1780 m), eine bereits weithin sichtbare riesige Hochebene in einem beeindruckenden Talkessel. Der Rio Unghiasse schlängelt sich gemächlich durch die endlose Weite, ringsherum ein paar verstreute Alphütten, ein malerisches Plätzchen zum Entschleunigen. Vom Pian delle Riane geht es zwischen Steinen und riesigen Felsbrocken weiter abwärts zu einer Gruppe von verfallenen Alpgebäuden (1742 m, ohne Namen in den einschlägigen Karten). Jenseits eines Bildstocks steigt man auf abschnittsweise kunstvoll im Gelände angelegten Treppenstufen entlang einer Felswand hinab zu den Alpgebäuden von Vaccheria (1630 m). Der wunderschöne Weg mündet in ein unbefestigtes Fahrsträsschen, auf diesem geht man in einer Viertelstunde nach Mea (1526 m), eine herrlich gelegenene ehemalige Alp in aussichtsreicher Lage über dem Val Grande di Lanzo. Von dort folgt man dem geschotterten Fahrweg bis Benne (1466 m, im lokalen Dialekt auch Benes genannt). Bei den renovierten Gebäuden zweigt links ein markierter Pfad ab, auf diesem in 10-15 Minuten nach Campo della Losa di sopra (1437 m) und weiter nach Campo della Losa di mezzo (1412 m), die beiden obersten Häusergruppen von Alboni. Vom dort sind es nur noch wenige Schritte bis zur Hochebene von Alboni (1390 m), dem Ausgangspunkt dieser Wanderung.
- April bis November
- T2
- Gehzeiten:
4,5 Std.
5,0 Std. (Rundwanderung über den Pian delle Riane) - Höhenunterschied: 670 m
- Ausgangs- und Endpunkt: Alboni (Frazione di Groscavallo, 1390 m), Zufahrt von Pialpetta über eine schmale und kehrenreiche Bergstrasse
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