Laghi d'Unghiasse
Eines der bekanntesten und lohnenswertesten Ziele im Val Grande di Lanzo, bei schönem Wetter ein unvergessliches Erlebnis. Eine Tour mit vielen Eindrücken und tollen Panoramen, die einem aber ein wenig Kondition abverlangen. Höhepunkte der Wanderung sind die weitläufige Hochfläche des Pian delle Riane, die aussichtsreiche Alpe Laietto mit ihrem kleinen See und die beiden Laghi d'Unghiasse, zwei idyllische Bergseen inmitten einer einzigartigen Hochgebirgslandschaft.
Bereits am Ausgangspunkt wird man mit Eindrücken überschüttet. Willkommen in Alboni! Eine weite Hochfläche mit verstreuten Häuserhaufen, Architektur von anno dazumal, alles schön gepflegt und hübsch renoviert, hier gibt es viel zu sehen. Mitten im Geschehen die weissgekalkte Cappella di San Grato. Die Berge werden vom warmen Morgenlicht übergossen, bei dieser Tour sollte man sich wirklich früh auf den Weg machen. Die ersten Höhenmeter werden im Buchenwald überwunden, der Pfad, der hinter dem Brunnen abzweigt, führt hinauf nach Piane di sotto (1520 m), eine verwaiste Alp auf einer sonnigen Lichtung. Weiter oben eine grosse Weide, jenseits davon ein unbefestigter Fahrweg, auf diesem gemütlich trabend weiter bis zu den Hütten von Vaccheria (1630 m). Von hier schraubt sich ein wunderschöner alter Alpweg zwischen Kiefern und Lärchen ein enges verwunschenes Tälchen hinauf. Eine steilere Passage entlang einer Felswand überwindet man auf einst sorgsam angelegten steinernen Treppenstufen. Bei einem Bildstock erreicht man einen Geländerücken (1742 m), die verfallenen Alpgebäude (ohne Namen in den einschlägigen Karten) laden zu einer kurzen Besinnung ein, mit toller Aussicht auf die Berge des Val Grande di Lanzo. Die Gegend wird steiniger, ringherum grosse Felsbrocken, die nächste Viertelstunde ist wie Treppensteigen, im wahrsten Sinne des Wortes, nur schöner. Dann wird es auf einmal flach, wenig später ändert sich die Landschaft schlagartig. Vor einem der Pian delle Riane (1779 m), eine riesige topfebene Hochfläche im beeindruckenden Talkessel des Vallone di Unghiasse. Endlose Weite, ein paar verstreute Alphütten, wie aus dem Bilderbuch, hier kann man nicht einfach so weiterlaufen. Der Rio Unghiasse mäandert friedlich vor sich hin, im Frühsommer grasen zahllose Kühe und Pferde auf den Weiden, im Juli und August werden diese jedoch in die höhergelegenen Alpgebiete des Vallone di Unghiasse getrieben.
Noch 700 Höhenmeter, was tun gegen den inneren Schweinehund? Einfach weiterlaufen, auf einem hölzernen Schild steht „Laghi“ geschrieben, das reicht als Motivation. Ab über den Bach, eine Brücke gibt es hier nicht, bei normalem Wasserstand reicht ein einziger Schritt, dann ist man drüben. Zwischen Grünerlen, Alpenrosen und verstreuten Lärchen führt der nach wie vor schöne und gut markierte Weg auf der orografisch linken Seite des Baches hinauf ins obere Vallone di Unghiasse. Nach einer Weile wird das Gelände flacher, linker Hand die Alpgebäude der Gias Vecchio (2142 m). Ringsherum sanft gewellte Matten, die von Steinen übersät sind, zwischendurch überquert man immer wieder Seitenbäche und kleine Rinnsale. Unten in der Tiefe breitet sich der Pian delle Riane wie ein grosser grüner Teppich aus. Weiter oben die archaisch anmutenden Hütten der Alpe del Laietto (2298 m, ca. 1,5 bis 2 Std. ab dem Pian delle Riane), einige davon liegen in Ruinen. Kläffende Hütehunde, Pferdegewieher, Glockengebimmel, aus einem der Schornsteine steigt Rauch, hier tut sich was. Die herrlich gelegene Alp wird von Juli bis Mitte September von einer Familie aus Mathi bewohnt und bewirtschaftet. In der Umgebung grasen unzählige Kühe, Rinder und Pferde. Ein Ort zum Wohlfühlen und Innehalten, vor den Hütten liegen die Schweine in der Sonne, wenige Schritte entfernt der idyllische Lago del Laietto, das Panorama ist atemberaubend, was will man mehr.
Die Beine sind immer noch gutmütig. Jenseits der Alp eine teilen sich die Richtungen, der Weg zum Lago della Fertà bleibt unbeachtet. Eine Dreiviertelstunde später funkeln die Augen. Vor einem der bläulich schimmernde Gran Lago d‘Unghiasse (2494 m), der grössere der beiden Laghi d'Unghiasse, eingebettet in einem steinigen Kessel inmitten einer beeindruckenden Hochgebirgslandschaft. Das Ufer ist übersät von riesigen Felsbrocken. Das 500 m lange, 180 m breite und bis zu 40 m tiefe Gewässer ist der grösste natürliche See der drei Lanzo-Täler, er befindet sich am Fuss des Monte Unghiasse (2939 m), unweit der Wasserscheide zwischen dem Val Grande di Lanzo und dem nördlich gelegenen Valle Orco. Rucksack absetzen, Stiefel aus, Füsse ins Wasser, es wird Zeit für eine Gipfelschau. Aber das war noch nicht alles, es gibt noch einen zweiten See, und der ist ganz anders, aber nicht weniger schön. Vom Ostufer des Gran Lago steigt man in Kürze steil hinauf auf einen steinigen Sattel, hier ist Schwitzen angesagt. Auf der anderes Seite wird es sanfter, über grasige Matten und glattgeschliffene Felsplatten schlendert man gemütlich hinab zum Lago d‘Unghiasse (2468 m). Ziel erreicht, ganz grosses Kino, auch hier lohnt es sich, ein wenig zu verweilen, einfach nur sitzen und staunen, der Kopf ist voller schöner Eindrücke.
Bleibt noch der Abstieg, dieser verläuft bis Vaccheria auf dem Aufstiegsweg. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Beine irgendwann müde werden. Bei den Hütten mündet die Mulattiera in einen unbefestigen Fahrweg, auf diesem in einer Viertelstunde hinab nach Mea (1526 m). Ganz zum Schluss wird es nochmal richtig schön, man blickt auf eine handvoll steinerne Alpgebäude, die sich auf einem aussichtsreichen Geländerücken gruppieren. Eines davon würde aufwendig und hübsch renoviert, man möchte am liebsten sofort dort einziehen. In Sichtweite und zum Greifen nah der Bec di Mea (1546 m), ein markantes und felsiges Ungetüm. Die morsche Leiter, die ganz nach oben führt, macht irgendwie keinen vertrauenserweckenden Eindruck, lassen wir das. Von Mea wandert man in 25 Minuten zurück nach Alboni, wo man bei einem Bier oder einem Glas Wein die Wanderung angemessen ausklingen lassen kann. Zum Wohl!
Bei dieser Tour ist es ratsam, sehr früh aufzubrechen, am besten bereits bei Sonnenaufgang. Vor allem Hochsommer bildet sich in den Kammlagen der piemontesischen Alpentäler ab den Mittagsstunden häufig Nebel, bedingt durch die aufsteigenden feuchten Luftmassen aus der nahen, im Sommer schwülheissen Tiefebene, die in Form von Quellwolken an den höherexponierten Gipfeln und Graten stauen und sich nicht selten am Nachmittag in Form von heftigen Gewittern abregnen. An windigen Tagen, besonders bei Föhnwetterlagen geniesst man jedoch auch ausgesprochen klare Tage, der Alpenhauptkamm ist dann aber meist von Wolken oder einer Föhnmauer verhüllt, während nur wenige Kilometer jenseits davon die Sonne von einem blitz-blankgeputzten Himmel scheint. Föhnwetterlagen entstehen, wenn ein Luftdruckgegensatz zwischen einem Hochdruckgebiet bzw. einem Tiefdruckgebiet beiderseits des Alpenhauptkamms besteht. Beste Wetterbedingungen für diese Tour hat man für gewöhnlich im Frühsommer und im September und Oktober.
- Juni bis Oktober – nur bei guten und stabilen Wetterverhältnissen
- T2
- 8 Std.
- Höhenunterschied: 1200 m
- Ausgangs- und Endpunkt: Alboni (Frazione di Groscavallo, 1390 m), Zufahrt von Pialpetta über eine schmale und kurvenreiche Bergstrasse
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