Gias del Sole - Vallone di Unghiasse
Wunderschöne Tour auf teils unmarkierten alten Alpwegen durch das wilde und abgeschiedene Vallone di Unghiasse.
Die Wanderung beginnt in Alboni (1390 m), ein abgelegener Ortsteil von Groscavallo. Alboni besteht aus mehreren verstreuten Häusergruppen auf einer aussichtsreichen Hochebene auf der Sonnenseite des Val Grande di Lanzo. Eine einzelne Häusergruppe nennt man hier „Borgata“, eine in Norditalien lokal übliche Bezeichnung für einen kleinen Ortsteil oder Weiler. Auf der Hochfläche befinden sich die Weiler Grand‘Albone, Albone di mezzo mit der Cappella di San Grato und Campo della Losa di sotto, ein wenig abseits am Waldrand die Häuser von Crest, wenige Gehminuten oberhalb die Gebäudegruppen von Campo della Losa di mezzo, Campo della Losa di sopra und Castello. Zusammengefasst sind es „gli Alboni“, frei ins Deutsche übersetzt „die Alboni“ (Alboni ist im Italienischen der Plural von Albone). Alboni war einst von zahlreichen Familien ganzjährig bewohnt, in den Häuser lebten bis zu drei Generationen unter einem Dach.Bis zum Jahr 1927 war Alboni ein Ortsteil der damals existierenden Gemeinde Bonzo im Talboden des Val Grande, diese gehört heute zur Gemeinde Groscavallo. Eine Fahrstrasse gab es seinerzeit noch nicht. Von Bonzo führte eine breite und teils gepflasterte Mulattiera (= Saumweg oder Maultierweg) durch den Wald hinauf in die Siedlung, auf der alle Waren und Güter transportiert wurden, meist auf dem Rücken von Eseln oder Pferden. Auf dieser Mulattiera gingen auch die Kinder von Alboni morgens nach Bonzo in die Schule, nachmittags liefen sie den steilen und beschwerlichen Weg wieder zurück nach Hause. Nach der weitgehenden Einstellung der traditionellen Berglandwirtschaft in den 1950er/1960er Jahren verliessen viele der Bergbewohner im Verlauf der Zeit ihre Heimatdörfer und suchten ihr Auskommen in den aufstrebenden Industriebetrieben in den Städten der nahen Tiefebene, auch Alboni blieb von dieser Entwicklung nicht verschont. Zurück blieben die Älteren, bis diese irgendwann starben. In der Folge war der Ort eines Tages nahezu unbewohnt, viele der Häuser wurden ihrem Schicksal überlassen und verfielen im Laufe der Jahre. In den 1990er Jahren begann eine Trendwende, inzwischen wurden die meisten der jahrhundertealten Bauernhäuser mit teils grossem Aufwand restauriert, sie sind jedoch nur am Wochenende und im Sommer bewohnt, in der Regel von Nachfahren der früheren Bergbewohner, die heute in der nahen Tiefebene leben und arbeiten.
Vom überdachten Dorfbrunnen am Ende der Fahrstrasse erreicht man in Kürze Campo della Losa di mezzo (1412 m) und Campo della Losa di sopra (1437 m), die beiden obersten Gebäudegruppen von Alboni. Jenseits der Häuser zweigt eine unmarkierte Mulattiera (= Saumweg) ab, die sich entlang von Trockensteinmauern den Buchenwald hinaufwindet. Nach einer Viertelstunde mündet der Pfad in ein unbefestigten Fahrweg, auf diesem geht es weiter westwärts bis zu einer grossen Lichtung mit den verlassenen Alphütten von Piane di sotto (1520 m). Hier lebte bis zum Jahr 2020 der damals 86-jährige Domenico, Sommer für Sommer, sein ganzes Leben lang. Er war ein wahres Urgestein der Berge, freundlich, aufgeschlossen und authentisch, leider verstarb er ein Jahr später. Vor seiner Hütte liegt fein säuberlich gestapeltes Brennholz, ringsherum leere Blumentöpfe, der Brunnen plätschert wie eh und je vor sich hin, alles ist noch so, wie es einmal war. Von Piane di sotto geht es weglos hinauf zur grossen Weide von Piane di mezzo (1593 m). Nach wenigen Minuten stösst man auf eine unbefestigtes Alpsträsschen, auf dem man rechts ohne nennenswerte Höhenunterschiede zu den meist nur im Frühsommer bewohnten Alphütten von Vaccheria (1630 m) weitergeht.
Die Marschrichtung lautet nun bergwärts, der Weg verschwindet für kurze Zeit wieder im Wald, dann schlängelt er sich durch eine schmale Lichtung entlang einer senkrechten Felswand. Man kommt an einem grossen Bildstock vorbei und erreicht offenes Terrain, am Wegesrand ruhen ein paar verfallene Alphütten (1742 m, ohne Namen in den einschlägigen Karten) vor sich hin, mit schönem Blick auf die Berge des Val Grande di Lanzo. Die Gegend wird karger und rauher, ringsherum türmen sich Steine und mächtige Felsbrocken, die von den Hängen zu Tal gestürzt sind. Die eindrückliche Mulattiera windet sich in geschickter Wegführung mitten hindurch, mal auf gepflasterten Abschnitten, mal auf kunstvoll angelegten Treppenstufen. Sie sind abgewetzt und glattpoliert von unzähligen Kühen, die über Jahrhunderte auf diesem Weg auf die Hochweiden hinaufgetrieben wurden. Wenig später ändert sich die Landschaft schlagartig, vor einem das Vallone di Unghiasse mit dem Pian delle Riane, eine riesige topfebene Hochfläche. Ein stimmungsvoller Ort inmitten einer endlosen Weite, hier könnte man stundenlang verweilen und vor sich hin sinnieren. Der Rio Unghiasse mäandert in grossen Schleifen über die Ebene, saftige Wiesen so weit das Auge reicht, im Frühsommer blickt man auf ein farbenfrohes Meer voller Veilchen und Schlängen-Knöterich. Auf den Weiden grasen im Juni und im September eine Herde Kühe und einige Pferde, im Juli und August werden diese jedoch in die höhergelegenen Alpgebiete des Vallone di Unghiasse getrieben.
Im weiteren Verlauf überquert man die Hochfläche und geht über die Weiden zu den verfallenen Hütten von Riane di sotto (1779 m), von dort weiter zu dem grossen Alpgebäude von Riane di sopra (1800 m). Am westlichen Rand der Hochebene zweigt unverhofft ein unmarkierter Alpweg ab, der sich zwischen vereinzelten Lärchen den steilen Hang hinaufwindet. Je höher man aufsteigt, umso weiter die Aussicht, besonders eindrücklich ist der Tiefblick auf den Pian delle Riane, der sich wie eine riesiger grüner Teppich unten im Talboden ausbreitet. Nach einem anfangs strammen Anstieg wird das Terrain flacher und sanfter, die spärliche Pfadspur verliert sich hier und da im Gras, vereinzelte Steinmännchen helfen bei der Orientierung. Bei dem hier im Hochsommer häufig vorkommenden Nebel sollte man jedoch achtgeben, dass man den Weg in dem unübersichtlichen Gelände nicht verliert. Nach einer Weile passiert man die Ruinen einer aufgegebenen Alp (ohne Namensangabe in den einschlägigen Karten), nach einer weiteren halben Stunde auf nun besser zu erkennendem Weg erreicht man die verstreuten Hütten der Gias del Sole (2204 m). Der Name der Alp ist ebenso wohlklingend wie zutreffend. Ein beschauliches und friedvolles Fleckchen inmitten der Stille, das einzige was man hört, ist das Geplätscher des Bergbaches, man könnte meinen, man wäre am Ende der Welt angekommen. Zahlreiche Hinterlassenschaften und der gute Zustand der Alpgebäude lassen jedoch darauf schliessen, dass hier in den Sommermonaten zeitweise einige Kühe grasen und dann weiter auf höhergelegene Weiden getrieben werden. Ansonsten begegnet man an diesem abgeschiedenen Ort meist keiner Menschenseele.
Der Abstieg verläuft auf dem Aufstiegsweg.
- Mai bis Oktober, besonders schön im Frühsommer und Herbst
- T2/T3
- 5 Std.
- Höhenunterschied: 815 m
- Ausgangs- und Endpunkt: Alboni (Frazione di Groscavallo, 1390 m)
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