Bonzo - Mea - Alboni - Mogliasso - Bonzo
Abwechslungsreiche Rundwanderung auf historischen Saumwegen durch die einsamen Wälder an der Südflanke des Val Grande di Lanzo. Auch bei weniger schönem Wetter problemlos zu begehen, selbst im Regen gibt es viel Schönes und Interessantes am Wegesrand zu entdecken.
Am Ausgangspunkt lohnt zunächst ein gemütlicher Bummel durch die Gassen von Bonzo (973 m), der unterste und gleichzeitig meistbewohnte Ortsteil der Gemeinde Groscavallo. Bonzo war bis 1927 eine eigenständige Gemeinde und hatte im Jahr 1855 etwa 500 Einwohner. Vor allem im 19. Jahrhundert gingen viele der Bewohner in den Wintermonaten vorübergehend in die nahe Po-Ebene, aber auch in entferntere Regionen, wie das benachbarte Frankreich, um als Handwerker oder im Bergbau zu arbeiten. Während der Belle-Epoche-Zeit liessen sich jedoch auch einige sogenannte Sommerfrischler aus der Turiner Oberschicht in Bonzo nieder, um der sommerlichen Hitze in der piemontesischen Tiefebene zu entfliehen. Nach dem Zusammenbruch der traditionellen Selbstversorgerlandwirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg haben sich, wie in vielen anderen piemontesischen Alpentälern, die Bergdörfer entvölkert. Viele Menschen verliessen im Laufe der Jahrzehnte ihre Heimat und fanden Arbeit und Brot in den aufstrebenden Industriebetrieben in der nur 60 km entfernten Millionenmetropole von Turin. Heute leben in Bonzo noch 40 Menschen ganzjährig, das bedeutet, dass das Dorf in den letzten 150 Jahren mehr als 90% seiner Einwohnerzahl verloren hat. Am oberen Ortsrand befindet sich ein Kastanienhain. Die Früchte der Esskastanie, auch Maronen genannt, war eines der Grundnahrungsmittel der einstigen Bergbewohner, unter anderem für die Herstellung von Brot. Kastanien gedeihen auf der Alpensüdseite an sonnigen warmen Hängen gebietsweise bis zu einer Höhe von 1200 m.
Jenseits der obersten Häuser von Bonzo (973 m) trifft man auf einen Wegweiser, hier beginnt der markierte Weg Richtung Mea. Der etwa eineinhalbstündige Aufstieg führt zunächst durch ehemaliges Kulturland, später durch Kiefern-, Fichten- und Lärchenwälder. Nach etwa einer Dreiviertelstunde kommt man zu einer Schneise der Verwüstung, nach einem heftigen Sturm vor einigen Jahren liegt hier der halbe Wald danieder. Der Abschnitt ist problemlos passierbar, der Weg wurde weitestgehend freigeschnitten, aber das heillose Durcheinander mit hunderten von umgestürzten Bäumen ist wahrlich kein schöner Anblick. Nach 20 Minuten hat man das ganze hinter sich und wandert wieder durch unberührte Natur. Auf etwa 1500 m mündet der Weg in den Sentiero Balcone, ein Höhenweg über dem Val Grande di Lanzo. Nach wenigen Schritten kommt man zu einer Holzbrücke, die über Rio Unghiasse führt. Vorher lohnt ein kurzer Abstecher zu den aufgegebenen Alpgebäuden von Mansonetta, in der Nähe befinden sich einige herrliche Badegumpen, wo man seine Füsse ins eiskalte Wasser strecken kann. Der Rio Unghiasse rauscht hier in wunderschönen Kaskaden das Tal hinab, eine beeindruckende Szenerie inmitten einer wilden und ungezähmten Natur. Jenseits des Bergbaches wandert man nun westwärts und erreicht in wenigen Minuten die Hütten von Mea (1526 m). Die heute verlassene kleine Alpsiedlung befindet sich in aussichtsreicher Lage am Rand eines Geländerrückens am Fuss des Bec di Mea (1546 m), ein markanter und von Kletterern gelegentlich frequentierter Felsgipfel. Einige der Alpgebäude wurden in den letzten Jahren wieder aufgebaut und hübsch renoviert, andere wiederum liegen in Ruinen. Das Panorama von diesem wunderschönen Ort ist umfassend und eindrücklich, man überblickt nahezu das gesamte Val Grande di Lanzo.
Von Mea geht es auf einem unbefestigten Fahrweg hinab zu den renovierten Häusern von Benne (1466 m, im lokalen Dialekt auch Benes genannt), eine winzige Siedlung, die nur aus wenigen renovierten Gebäuden besteht. Hier zweigt ein markierter Weg ab, der durch lauschigen Buchenwald in Kürze zu den Häusern von Campo della Losa di sopra und Campo della Losa di mezzo führt. Ein wenig unterhalb befindet sich die grosse Hochebene von Alboni mit den Häusergruppen von Campo della Losa di sotto, Grand‘Albone und Albone di mezzo mit der Cappella di San Grato. Alboni gehörte bis 1927 zur bis dahin existierenden Gemeinde Bonzo und ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Groscavallo. Die aus mehreren verstreuten Gebäudegruppen bestehende Siedlung war bis zum Zusammenbruch der Berglandlandwirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg ganzjährig bewohnt. Auch hier wanderten viele der Bewohner in die Städte der nahegelegenen Tiefebene ab, bis der Ort eines Tages nahezu völlig verlassen war. Viele Häuser wurden ihrem Schicksal überlassen und verfielen im Laufe der Jahrzehnte. In den 1990er Jahren begann eine Trendwende, Alboni hat sich inzwischen zu einem überaus sehenswerten Ort entwickelt. Ein Grossteil der historischen Bauernhäuser wurde in den letzten 25 Jahren mit teils grossem Aufwand restauriert oder wieder neu aufgebaut, sie werden aber nur noch an Wochenenden oder in den Ferien bewohnt, meist von den Nachfahren der einstigen Bergbauern.
Von Alboni hat man zwei Möglichkeiten, nach Bonzo zurückzukehren: Die eine ist ein wenig abenteuerlich und beginnt hinter den Häusern von Campo della Losa di sotto. Hier stösst man auf eine breite und mauerngesäumte Mulattiera (dt.: Saumweg), auf der man nach einer Viertelstunde die Ruinen von Nicolers erreicht. Ein gottverlassener und einsamer Ort, die Umgebung ist völlig verwildert und zugewachsen, die üppige Vegetation rückt immer näher. In einem der Häuser findet man noch zahlreiche zurückgelassene Alltagsgegenstände mit den Möbeln der früheren Bewohner. Der weitere Abstieg nach Bonzo ist spannend, aber nicht nach jedermanns Geschmack, die Mulattiera ist abschnittsweise von dichtem Gestrüpp überwachsen, hier und da versperren Äste, umgestürzte Mauern und Bäume den Weg und müssen in dem teils unwegsamen Gelände umgangen werden. Das war natürlich nicht immer so, der Weg wurde früher von den Bergbewohnern unterhalten und in mühevoller Arbeit gepflegt. Vor dem Bau der Fahrstrasse war dies die Hauptverbindung zwischen Alboni und Bonzo im Talboden des Val Grande di Lanzo. Auf der teils gepflasterten historischen Mulattiera transportierte man auf Maultieren oder Eseln Material und Waren aller Art, nicht selten bis zu den Märkten in der 25 km entfernten Kleinstadt Lanzo Torinese. Auf diesem Weg gingen die Kinder jeden Morgen nach Bonzo zur Schule, am Nachmittag liefen sie den steilen und beschwerlichen Weg wieder nach Hause, 400 Höhenmeter, Tag für Tag, bei Wind und Wetter, im Sommer bei Hitze, im Winter bei Kälte, Schnee und Eis.
Die zweite Variante ist weniger anspruchsvoll und eher was für Genusswanderer. Hinter den Häusern von Grand‘Albone am westlichen Rand der Hochebene beginnt ein alter Saumweg, auf dem man durch schattigen Buchenwald entlang von Trockensteinmauern nach Mogliasso (1220 m) absteigt. Die ehemalige Sommersiedlung ist seit vielen Jahrzehnten verlassen, die meisten Häuser liegen in Ruinen, eines der Anwesen wird jedoch noch gepflegt und unterhalten und von einem Franzosen als Wochenenddomizil genutzt. Grosse Flächen in der Umgebung der Siedlung waren einst gerodet und wurden landwirtschaftlich genutzt. Besonders auffällig sind hier die vielen verwilderten Ackerbauterrassen, die sich bis weit hinauf in die inzwischen wiederbewaldeten Hänge ausdehnen. Nur wenige Schritte entfernt, etwas abseits des Weges, befindet sich die ebenfalls aufgegebene Siedlung von Pera Creusa, die heute mitten im Wald steht. Von Mogliasso führt die teils gepflasterte Mulattiera in einer halben Stunde zurück nach Bonzo. Im Herbst stapft man hier und da durch enorme Laubmassen, ansonsten ist der wunderschöne Weg problemlos und unschwierig zu begehen.
Alternativ kann man die Wanderung auch in Alboni beginnen und zuerst nach Bonzo absteigen.
- März bis November
- T2
T3 auf der Abstiegsvariante über Nicolers - 3,5 Std.
- Höhenunterschied: 560 m
- Ausgangs- und Endpunkt:
Bonzo (Frazione di Groscavallo, 973 m) oder alternativ:
Alboni (Frazione di Groscavallo, 1390 m), Zufahrt von Pialpetta über eine schmale und kehrenreiche Bergstrasse
Bonzo (Feb. - Okt. 2019)
Alboni - Mea - Rio Unghiasse (18.05.2019)
Alboni - Mea (18.06.2019)
Alboni - Mogliasso (20./22.10.2019)
Alboni - Mogliasso - Bonzo (22./25.09.2020)
Alboni - Mogliasso - Bonzo (02.04.2021)
Nicolers - Alboni (04.04.2021)
Alboni - Mogliasso - Bonzo - Mea - Alboni (10.04.2021)
Campo della Losa di sotto - Nicolers - Suert - Crest (18.04.2021)
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