Alboni - Alpe le Giornate - Vonzo
Aussichtsreiche Streckenwanderung auf der Sonnenseite des Val Grande di Lanzo durch die weiten Alpgebiete von Chialamberto. Stille und Einsamkeit pur, unterwegs begegnet man kaum einer Menschenseele.
Bereits am Ausgangspunkt gibt es reichlich viel zu sehen. Willkommen in Alboni! Idylle pur, hoch über dem Val Grande di Lanzo. Man blickt über eine weite Hochfläche mit einigen verstreuten Gebäudegruppen, jede Borgata ihren eigenen Namen: Grand‘Albone, Albone di mezzo mit der Cappella di San Grato und Campo della Losa di sotto befinden sich direkt auf der Ebene, ein wenig oberhalb die Häuser von Campo della Losa di mezzo und Campo della Losa di sopra sowie die Weiler Crest und Castello. Borgata ist eine dieser Region weit verbreitete Bezeichnung für einen Ortsteil oder einen kleinen Weiler. Alboni (1390 m) war früher von vielen Familien ganzjährig bewohnt, nach dem Zusammenbruch der Berglandwirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg begann wie in anderen piemontesischen Alpentälern eine Abwanderungswelle, bis der Ort eines Tages nahezu verlassen war. Bereits in den 1990er Jahren begann eine Trendwende, viele der jahrhundertealten Bauernhäuser wurden im Laufe der Jahre wiederaufgebaut oder aufwendig renoviert, sie werden heute als Wochenend- oder Feriendomizil genutzt.
Hinter dem überdachten Brunnen am Ende der Fahrstrasse folgt man den Wegweisern Richtung Mea und Frassa. Nach wenigen Minuten erreicht man die Häusergruppe von Campo della Losa di mezzo (1412 m), wenig später die von Campo della Losa di sopra (1437 m). Nach einem kurzen Waldstück kommt man nach Benne (im lokalen Dialekt auch Benes genannt, 1466 m), eine kleiner Weiler, der nur aus drei renovierten Gebäuden besteht. Der Weg mündet in ein unbefestigtes Alpsträsschen, auf dem man in einer Viertelstunde nach Mea (1526 m) geht. Die kleine Alpsiedlung befindet sich am Rand eines aussichtsreichen Geländerückens am Fuss des Bec di Mea (1546 m), ein markanter und bei Sportkletterern beliebter Felsbuckel. Ein Anwesen wurde vor einigen Jahren wieder aufgebaut, die anderen Gebäude wurden aufgegeben oder liegen in Ruinen. Ein malerischer Ort mit tollem Panorama. Hinter Mea geht es kurz bergab, wenig später überquert man den Rio Unghiasse auf einer Holzbrücke, in der Nähe befinden sich einige herrliche Badegumpen, die zu einer eiskalten Erfrischung einladen. Nach einem kurzen Anstieg durch Buchenwald kommt man zur Lichtung von Biollè (1598 m), eine aufgegebene kleine Sommersiedlung. Das überaus neugierige Begrüssungskomitee erwartet einen bereits, in den Sommermonaten werden hier gelegentlich ein paar Esel hinaufgetrieben. Ansonsten ist keine Menschenseele zu sehen, niemand (mehr) da, ein gottverlassener Ort mit ein paar verstreuten Hütten und Ställen. Ringsherum verwildertes, früher müham bewirtschaftetes Kulturland, was von der üppigen Vegetation in die Zange genommen wird. Man möchte am liebsten die Uhr zurückdrehen, um zu sehen, wie es hier vor 50 oder 100 Jahren aussah.
Jenseits der Siedlung verschwindet der Weg zunächst wieder im Wald, im weiteren Verlauf überwindet man auf einer interessanten Weganlage über eine Treppe eine felsige Steilstufe. Kurz vor dem verlassenen Ort Frassa verlässt man bei einem Wegweiser den bis hierhin deutlichen und gut markierten Weg, der nun schmale Pfad windet sich zwischen Birken, Lärchen und Nussbaumsträuchern den steilen Wald hinauf. Wenig später wandert man wieder durch offenes Gelände und erreicht in Kürze Crot Inferiore (1769 m), drei rustikale Alpgebäude, in Reih und Glied nebeneinander gebaut. Pause! Dieser Ort ist so schön, hier kann man nicht einfach so vorbeilaufen. Ausserdem muss man erst noch die Wegfortsetzung suchen. Markierungen? Fehlanzeige. Spass beiseite, einfach der Nase nach, hinter den Hütten einfach den grasigen Hang hinaufgehen. Ein wenig oberhalb findet sich eine schwach ausgeprägte Pfadspur, sie führt in Kürze zu einer kleinen Hochebene mit einer interessanten und aussergewöhnlich grossen Weidemauer, fein säuberlich aus herumliegenden Steinen aufgeschichtet. Am oberen Ende der Weide ruhen die teils verfallenen Alphütten von Crot Superiore (1829 m) vor sich hin.
Bei den obersten Hütten zweigt rechts ein anfangs kaum sichtbarer alter Alpweg Richtung Osten ab, der kurz darauf auf einem gepflasterten Wegabschnitt ein kleines Geröllfeld quert. Im weiteren Verlauf steigt der nun besser erkennbare Pfad leicht an führt dann relativ höhenparallel durch sanft gewelltes Weideland, hier und da helfen Steinmännchen und wenige verblichene Markierungen bei der Orientierung. Man erreicht das weitläufige Alpgebiet von La Cialma (1816 m), ringsherum einige verstreute Gebäudegruppen. Bei einem Wegweiser trifft man wieder auf einen deutlichen und gut markierten Pfad, auf diesem in etwa 20 Minuten zwischen vereinzelten Birken hinauf zur Alpe San Bernè (1989 m). Weites Land, eine grosse Alp mit vielen Hütten und Ställen. Auch hier keine Menschenseele, die zahlreichen Hinterlassenschaften verraten jedoch, dass hier noch gelegentlich Tiere hinaufgetrieben werden. Ab der Alpe San Bernè gibt es keinen richtigen Pfad mehr, über steinige Wiesen und Weiden geht es weiterhin bergwärts, mehr oder weniger weglos und unmarkiert, aber ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Bei dem hier im Hochsommer oft vorkommenden Nebel sollte man allerdings aufpassen, dass man die Orientierung nicht verliert. Nach etwa einer Stunde erreicht man die Alpe le Giornate (2287 m), der höchste Punkt dieser Wanderung. Die teils verfallenen Alpgebäude scheinen mit der steinigen Umgebung zu verschmelzen, ein faszinierender Ort mitten im Nirgendwo, mit atemberaubendem Panorama. Bei klarem Wetter überblickt man nahezu das gesamte Val Grande di Lanzo, vom Monte Bellavarda im Osten bis zum Alpenhauptkamm im Talschluss.
Der Abstieg verläuft zunächst auf dem Aufstiegsweg. Von der Alpe le Giornate (2287 m) kehrt man zunächst nach La Cialma (1816 m) zurück, von dort geht es über La Daia (1715 m) hinab zur wunderschön gelegenen Alpe Vassola di sotto (1617 m). In der Nähe der verstreuten Hütten befindet sich eine sehenswerte historische Steinbrücke, die über den Rio Vassola führt, ein lauschiges Fleckchen in einem schluchtartigen wilden Hochtal. Am unteren Rand der Weiden beginnt ein grasiger Fahrweg, dem man nun eine Viertelstunde folgt. Dann zweigt rechts ein Pfad ab, auf diesem über die Alpe Ciavannetta und die Alpe Piannu in Kürze hinab nach Chiappili (1439 m), eine kleiner Weiler mit vielen hübsch renovierten Häusern. Jenseits des Ortes verlässt man bei einer Gabelung die unbefestigte Zufahrtsstrasse und steigt durch dichten Buchenwald nach Vonzo (1232 m) ab. Nach dem Zusammenbruch der Berglandwirtschaft leben hier nur noch eine Handvoll Menschen dauerhaft. Das abgelegene Bergdorf ist dennoch überaus sehenswert, mit einem intakten Ortsbild und vielen gepflegten Gärten. Die meisten der alten Bauernhäuser wurden in den letzten Jahren mit teils grossem Aufwand restauriert und werden an den Wochenenden oder in den Ferien bewohnt, oft von den Nachfahren der früheren Bewohner, die heute in der nahen Tiefebene leben und arbeiten. In den zahllosen verwinkelten Gassen gibt es viel zu entdecken, hier kann man stundenlang herumbummeln oder im urgemütlichen Agriturismo La Bellavarda die Wanderung bei einem Bier oder einem Glas Wein ausklingen lassen.
Alternativ kann man in Vonzo im familiär geführten Agriturismo La Bellavarda übernachten und am nächsten Tag in 5 Stunden über die kleinen Dörfer Candiela, Pianardi und Frassa nach Alboni zurückwandern. Nähere Informationen hierzu bei den Mehrtageswanderungen (> siehe hier).
- Mitte Mai bis Oktober
- T2
T3 auf dem Abschnitt zwischen der Alpe San Bernè und der Alpe le Giornate - 6,5 Std.
- Höhenunterschiede:
ca. 950 m im Aufstieg, ca. 1100 m im Abstieg - Ausgangspunkt:
Alboni (Frazione di Groscavallo, 1390 m) - Endpunkt:
Vonzo (Frazione di Chialamberto, 1232 m)
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