Alboni - Mea - Vaccheria - Piane - Alboni
Abwechslungsreiche Runde von Alp zu Alp in der Umgebung von Alboni. Weniger ist manchmal mehr, die Wanderung ist weder lang noch konditionell fordernd. Die Tour kann man beliebig verlängern oder mit dieser zu einer längeren Rundwanderung kombinieren.
Bereits am Ausgangspunkt gibt es ganz viel Sehenswertes zu entdecken. Man blickt über eine weite Hochfläche mit einigen verstreuten Anwesen, mittendrin eine kleine Kirchenkapelle. Alles ist hübsch renoviert, stilvoll hergerichtet und gepflegt, vor den Türen und Fenstern stehen Blumentöpfe und allerlei Dekoratives, aber unter der Woche trifft man hier so gut wie niemanden. Wohltuende Stille macht sich breit, lediglich in den Sommermonaten vernimmt man das Gebimmel der Kuhglocken auf den umliegenden Weiden. Das Panorama ist beeindruckend, man überblickt nahezu das gesamte Val Grande di Lanzo, vom Monte Bellavarda bis zum Alpenhauptkamm. Ein aussergewöhnlich schöner Ort, wo man sich sofort wohlfühlt. Willkommen in Alboni!
Alboni ist eine aus mehreren Häusergruppen bestehende Siedlung auf der Sonnenseite des Val Grande di Lanzo. Eine einzelne Häusergruppe nennt man hier „Borgata“, eine in Norditalien lokal übliche Bezeichnung für einen kleinen Ortsteil oder Weiler. Auf der Hochebene befinden sich die Weiler Grand‘Albone, Albone di mezzo mit dem Kirchlein Cappella di San Grato und Campo della Losa di sotto, ein wenig abseits am Waldrand die Häuser von Crest und Castello und wenige Gehminuten weiter oberhalb die Gebäudegruppen von Campo della Losa di mezzo und Campo della Losa di sopra. Zusammengefasst sind es „gli Alboni“, frei ins Deutsche übersetzt „die Alboni“ (Alboni ist im Italienischen der Plural von Albone). Alboni hat sich im Laufe der Jahre zu einem überaus sehenswerten Ort entwickelt. Die meisten der historischen Bauernhäuser wurden mit teils grossem Aufwand wieder aufgebaut oder restauriert und werden als Wochenend- oder Feriendomizil genutzt, meist von den Nachfahren der früheren Bewohner. Unter der Woche begegnet man kaum einer Menschenseele. Das war nicht immer so, früher blühte hier das Leben, in jedem Haus lebte eine Familie mit zwei oder drei Generationen unter einem Dach. Alboni war bis 1927 ein Ortsteil der damals existierenden Gemeinde Bonzo im Talboden des Val Grande, diese gehört heute zur Gemeinde Groscavallo. Eine Fahrstrasse gab es seinerzeit noch nicht. Von Bonzo führte eine breite und teils gepflasterte Mulattiera (dt.: Saumweg) durch den Wald hinauf in die Siedlung, auf der über viele Generationen alle Waren und Güter transportiert wurden, meist auf dem Rücken von Eseln oder Pferden. Auf dieser Mulattiera gingen auch die Kinder von Alboni morgens nach Bonzo in die Schule, nachmittags lief man den steilen und beschwerlichen Weg wieder zurück nach Hause. 400 Höhenmeter rauf und runter, Tag für Tag, sommers wie winters, auch bei Regen, Eis und Schnee. Aus heutiger Sicht schier unvorstellbare Bedingungen, die jedoch seinerzeit in den abgelegenen Bergdörfern zum normalen Lebensalltag gehörten. Nach dem Zusammenbruch der Berglandwirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg wanderten viele Bewohner in die die Städte der nahen Tiefebene ab und fanden in den aufstrebenden Industriebetrieben einen neuen Broterwerb, mit sicherem Einkommen und geregelten Arbeitszeiten. Zurück blieben die Älteren und Hochbetagten, diese starben eines Tages, seitdem lebt in Alboni niemand mehr dauerhaft. Viele verlassene Häuser wurden ihrem Schicksal überlassen und verfielen im Laufe der Zeit. Erst in den 1990er Jahren begann eine Trendwende, im Gegensatz zu vielen anderen Orten in den Alpen in vergleichbar attraktiver Lage wurde Alboni jedoch bis heute nicht für touristische Zwecke erschlossen. Man erreicht die Siedlung nur über eine einspurige und kehrenreiche Zufahrtsstrasse, die im Winter nicht regelmässig geräumt wird.
Der Weg beginnt beim grossen Brunnen am Waschhaus am Ende der Fahrstrasse. In wenigen Minuten erreicht man die Häuser von Campo della Losa di mezzo (1412 m) und Campo della Losa di sopra (1437 m), die obersten Gebäudegruppen von Alboni. Der Weg verschwindet zunächst im dichten Wald und mündet wenig später bei der Lichtung von Benne (1466 m) in ein Schottersträsschen, auf dem man weiter nach Mea (1526 m) geht. Mea ist eine ehemalige Alp auf einem aussichtsreichen Geländerücken am Fuss des Bec di Mea (1546 m), eine auffälliger und bei Sportkletterern beliebte Felsformation. Eines der Anwesen wurde vor einigen Jahren wieder aufgebaut und wird heute als Wochenendhäuschen genutzt, von den meisten anderen Alpgebäuden stehen nur noch die Grundmauern. Ein aussergewöhnlich schöner Ort mit tollem Panorama, von hier überblickt man nahezu das gesamte Val Grande di Lanzo. Auffällig sind die vielen verwilderten Ackerbauterrassen, die sich bis weit in den Hang hinaufziehen. Die Umgebung der Alp wurde einst mühsam kultiviert und bewirtschaftet. Nach dem Ende der traditionellen Berglandwirtschaft verbuschen diese Flächen immer mehr, bis sie eines Tages völlig im Wald verschwunden sind.
Am Brunnen bei den obersten Gebäuden von Mea zweigt eine Wegspur ab, sie führt hinauf auf die Weiden und mündet wenig später in einen unbefestigten Fahrweg, der nach Vaccheria (1630 m) hinaufführt. Im Frühsommer lebt hier vorübergehend eine Bauersfamilie aus der Tiefebene, sobald auf den Weiden genug Futter vorhanden ist, ziehen sie weiter und treiben ihre Tiere in höhergelegenen Alpgebiete. Der Weg verschwindet erneut im Wald und führt nun ohne nennenswerte Höhenunterschiede Richtung Westen, bei den Weiden von Piane di mezzo (1593 m) erreicht man wieder offenes Gelände. Hier lohnt ein kurzer Abstecher nach Piane di sopra. Der Weg beginnt bei dem einzelstehenden Alpgebäude von Piane di mezzo, was sich oberhalb der Fahrstrasse am Waldrand befindet. Von dort geht es wenige Schritte hinauf auf einen bewaldeten Rücken, nach etwa 10 Minuten erreicht man eine Lichtung mit aufgegebenen Hütten von Piane di sopra (1651 m). Einen richtigen Pfad gibt es heute nicht mehr, man geht einfach der Nase nach, Verlaufen ist quasi unmöglich. Ein malerisches Fleckchen mitten im Nirgendwo, hier möchte man so schnell nicht wieder weg, einfach schön.
Von Piane di mezzo bestehen zwei Möglichkeiten, nach Alboni zurückzukehren. Der kürzeste Weg führt über die Weiden hinab zu den verwaisten Hütten von Piane di sotto (1520 m). Hier weilt noch der gute Geist von Domenico, der hier in den Sommermonaten wohnte, sein ganzes Leben lang. Leider verstarb er im Jahr 2021 im Alter von 87 Jahren. Seitdem hat sich hier nichts verändert, alles ist noch so wie es war, vor der Hütte liegt fein säuberlich gestapeltes Brennholz, auch der Brunnen plätschert wie eh und je vor sich hin. Er ist immer noch allgegenwärtig, jedesmal, wenn man hier vorbeikommt, er war ein Freund und ein wahrer Mann der Berge. Von Piane di sotto wandert man auf dem alten Saumweg in einer Viertelstunde zurück nach Alboni.
Alternativ kann man von Piane di mezzo auf der unbefestigten Alpstrasse bis La Costassa weitergehen. Die ehemaligen Alpgebäude befindet sich ein wenig unterhalb der Strasse. Sie sind gepflegt und in einem guten Zustand, Menschen trifft man hier jedoch nur selten. Eine Alp wie aus dem Bilderbuch, am besten, man setzt sich einfach vor eine der Hütten, nach einer Weile ist der Kopf voller schöner Bilder. Bei den Hütten endet ein grasiger Fahrweg, der von Alboni hinaufkommt. Viel schöner ist jedoch die parallel verlaufende Mulattiera, auf der man in einer Viertelstunde nach Surneis (1510 m) absteigt. Hier lebt von Juni bis September eine junge Frau aus dem Tal mit ihren 12 Kühen und einigen Ziegen und Hühnern. Wer selbstgemachten Alpkäse mag, ist hier genau richtig. Von Surneis sind es nur noch wenige Schritte bis Alboni, dem Ausgangspunkt dieser Wanderung.
- März bis November, bei wenig Schnee auch in den Wintermonaten
- T1/T2
- 2,0 Std. (Rückweg über Piane di sotto)
2,5 Std. (Rückweg über La Costassa und Surneis) - Höhenunterschied: 250 m
- Ausgangs- und Endpunkt: Alboni (Frazione di Groscavallo, 1390 m)
La Costassa - Piane - Vaccheria (17.02.2019)
Piane di sotto - Vaccheria - Mea (29.03.2019)
Alboni - Mea (10.05.2019)
Alboni (03.07.2019)
Alboni (26.09.2019)
Alboni (04.11.2019)
Alboni - Piane di sotto - La Costassa (27.06.2020)
Alboni (04.10.2020)
Alboni - Mea (31.10.2020)
Alboni (02./03./05.01.2021)
Alboni (06.01.2021)
Alboni - Mea (07.01.2021)
Alboni - La Costassa - Piane di sopra - Vaccheria - Mea (07.04.2021)
Alboni (13.11.2021)
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