Bracchiello - Monaviel
Lohnende Kurzwanderung auf alten Verbindungswegen im unteren Val d‘Ala, eine kleine Zeitreise in eine vergessene Welt...
Anfang des 14. Jahrhunderts siedelten einige Bergleute aus der Gegend von Bergamo in die Valli di Lanzo, um die vielen Eisenminen auszubeuten, die von der damaligen Markgrafschaft Savoyen konzessioniert waren. Sie gründeten eine kleine Gemeinde, aus der später das Dorf Bracchiello entstand, der Ausgangspunkt dieser Wanderung. Einst blühte hier das Leben, die Menschen lebten über viele Generationen vom Bergbau und von der Selbstversorgerlandwirtschaft. Nachdem diese nach dem zweiten Weltkrieg endgültig zusammenbrach, wanderten im Laufe der Jahre viele der Bewohner in die nahegelegene Tiefebene ab und fanden in den aufstrebenden Industriebetrieben ihr Auskommen. In Bracchiello leben heute nur noch wenige Menschen dauerhaft, die meisten der Häuser werden nur noch an Wochenenden oder in den Ferien aufgesucht, oft von den Nachfahren der früheren Bewohner.
Vom Strassenende am oberen Ortsrand von Bracchiello (875 m) geht man zunächst durch die schmalen Gassen, jenseits der letzten Häuser beginnt eine wunderschöne Mulattiera (dt.: Saumweg oder Maultierweg), die entlang einer Trockensteinmauer zunächst durch einen Kastanienwald führt. Die Umgebung des Dorfes war einst gerodet und kultiviert, die ehemaligen Ackerbauterrassen, die sich bis weit in die Hänge hinaufziehen, verwilderten im Laufe der Jahrzehnte und sind inzwischen wiederbewaldet. Nach einer knappen halben Stunde überquert man den Rio Crosiasse, der hier in schönen Kaskaden ins Tal rauscht. Eine Brücke gibt es hier nicht, die Passage ist normalerweise problemlos, bei hohem Wasserstand bzw. nach längeren starken Regenfällen kann die Überquerung jedoch heikel sein. Jenseits des Baches geht es nun steil im Wald bergauf, die letzten Höhenmeter auf einer beeindruckenden historischen Weganlage mit vielen Treppenstufen. Die gepflasterte und von Moos überwachsene Mulattiera ist vor allem im Herbst bei Nässe ziemlich rutschig. Schliesslich erreicht man eine kleine Lichtung mit einem einzelstehenden renovierten Haus. Nur wenige Schritte oberhalb befindet sich die kleine Siedlung von Monaviel (1262 m), oder vielmehr das, was heute noch davon übriggeblieben ist. Ein mystisch und geheimnisvoll anmutender Ort inmitten der Stille. Auch Monaviel wurde einst von Bergleuten gegründet, nachdem sie in der Nähe am Fuss des Monte Plù eine Silber- und Pyritmine entdeckten. In mühevoller Arbeit rodeten sie das umliegende Land und schufen Wiesen, Weiden und Felder, auf denen man Kartoffeln, Roggen und Hanf anbaute. Um die Felder mit Wasser zu versorgen, bauten die einstigen Bergbewohner einen Bewässerungskanal mit Trockensteinmauern, der vom Rio Crosiasse bis in die Siedlung führte. Im 18. Jahrhundert lebten etwa zehn Familien den grössten Teil des Jahres in Monaviel. Im Jahre 1772 bauten sie die kleine Kirchenkapelle, die der Madonna della Consolata gewidmet ist, sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals restauriert und ist heute eines von wenigen noch intakten Gebäuden. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Monaviel endgültig aufgegeben und verlassen. Nahezu alle Häuser und Ställe sind dem Verfall preisgegeben, der Ort wurde inzwischen mehr oder weniger von der Natur zurückerobert, auch von dem früher gerodeten und bewirtschafteten Kulturland in der Umgebung ist bis auf ein paar Terrassenmauern nicht mehr allzu viel zu sehen.
Oberhalb der Siedlung trifft man auf ein Kuriosum, eine einzelstehende jahrhundertealte Eibe, eine Baumart, die im Alpenraum nur äusserst selten vorkommt. Experten schätzen das Alter auf 250 Jahre, es soll das einzigste Exemplar in den Valli di Lanzo sein, und bis heute weiss niemand, wie die Eibe nach Monaviel gekommen ist. Nach wenigen Schritten erreicht man eine ehemalige Weide auf einem aussichtsreichen grasigen Rücken. Es lohnt sich, hier ein wenig zu verweilen und das tolle Panorama zu geniessen.
Der Abstieg verläuft anfangs auf dem Aufstiegsweg. Bei einer Wegverzweigung folgt man der Beschilderung und steigt auf steilem Pfad durch dichten Wald hinab nach Chiampernotto, von dort kehrt man auf der Talstrasse in 20 Minuten nach Bracchiello zurück. Alternativ kann man diese Tour mit der nachfolgenden (> siehe hier) zu einer längeren Streckenwanderung kombinieren. Von Monaviel wandert man auf teils überwachsenem Pfad weiter bis zu den Ruinen von Il Tourn, von dort steigt man in zwei Stunden nach Ala di Stura ab und fährt mit dem Bus zurück nach Bracchiello.
- März bis November
- T2/T3
- 3 Std.
- Höhenunterschied: 390 m
- Ausgangs- und Endpunkt: Bracchiello (875 m, Frazione di Ceres)
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