Monte Bellavarda
Die charakteristische Pyramide des Monte Bellavarda ist die wohl markanteste Erhebung des unteren Val Grande di Lanzo. Drei Hauptrouten führen zum Gipfel, eine von Vonzo über den Colle della Paglia über den ausgesetzten Nordgrat, die andere von Lities über den Südgrat. Die hier beschriebene dritte Variante beginnt am Colle della Forchetta und ist die streckenmässig längste, aber es müssen wesentlich weniger Höhenmeter bewältigt werden. Insbesondere die erste Hälfte der Tour ist pures Genusswandern.
Vom grossen Gedenkstein für die Gefallenen des Krieges am Colle della Forchetta (1589 m) folgt man dem zunächst der unbefestigten Alpstrasse, die zur Alpe di Monastero führt. Nach etwa 10 Minuten, unmittelbar hinter eine Kehre, zweigt links eine anfangs undeutliche Pfadspur ab, auf dieser in Kürze hinauf auf den aussichtsreichen Gratrücken, der das Val Grande di Lanzo vom östlich gelegenene Valle Tesso trennt. Nun folgt ein besonders schöner Wegabschnitt. Mitten auf dem einsamen Kamm steht der Decollo di Menulla (1663 m), eine originelle handgeschnitzte Holzfigur. Hier liegt einem die Welt zu Füssen, tief unten die Zivilisation, die Aussicht ist atemberaubend, bereits von hier. Das Häusermeer von Turin verschwimmt allmählich im Dunst der Po-Ebene, im Westen die Gipfelkulisse der Lanzo-Täler, glasklar und in Reih und Glied. Der Pfad folgt weiterhin dem Gratverlauf, zunächst geht es einige Höhenmeter bergab, vorbei an einer einzelstehenden renovierten Hütte, nach einem kurzen Gegenanstieg kommt man zu einer weiteren Gruppe von Alpgebäuden. Direkt daneben der bizarr anmutende Roc del Gal (1693 m), ein riesiger Felsklotz, der mitten in der endlosen Weite herumsteht. Bei den Hütten der Prati della Fontana (1701 m) mündet der Weg wieder in die parallel verlaufende Alpstrasse. Auf dieser wandert man nun gemütlichen Schrittes in einer knappen Stunde zur Alpe di Monastero (1971 m). Die Alp wird noch bewirtschaftet, der Hausherr ist auch nicht weit. Giovanni Stabio, ein sympathischer Mittsiebziger mit sonnengegerbtem faltigem Gesicht und markantem Schnauzer, treibt gerade seine Viecher auf die Weiden. Glückliche Kühe in einer noch heilen Welt, fernab von Massentierhaltung, plastikverpackter Wurst und Fabrikkäse. Das laute Scheppern der Glocken klingt wie Musik in den Ohren. Giovanni ist bereits sein ganzes Leben hier oben, Sommer für Sommer, sein Sohn Domenico tritt bereits in seine Fussstapfen. Im August ziehen Giovanni und Domenico mit den Kühen vorübergehend auf die höhengelegenen Weiden der Alpe Costapiana, bevor sie Anfang September wieder zur Alpe di Monastero zurückkehren. Den Rest des Jahres bewirtschaftet er mit seiner Familie seinen Hof, irgendwo weit draussen in der Po-Ebene.
Nur einen Steinwurf entfernt der Lago di Monastero (1992 m), die umliegende Gipfelkulisse spiegelt sich eindrücklich in dem ruhigen Gewässer. Hier könnte man Stunden verbringen und einfach vor sich hinsinnieren, aber das Ziel ist heute ein Gipfel und kein See. Vom Lago di Monastero sind es nur wenige Schritte bis zur Alpe di Coassolo (2026 m), auch hier ist in den Sommermonaten jemand zuhause. Vor den Hütten stehen Milchkannen und Melkschemel, die Hunde kläffen eifrig um die Wette. Im Jahr 2022 wurde hier eine kleine Selbstversorgerunterkunft fertiggestellt, die jedoch nur mit Schlüssel zugänglich ist. Bei der Alp knickt die Schotterstrasse nach einer 180°-Kurve nach Westen ab und endet wenig später mitten im Niemandsland. Auf nun grasigem Steig wandert man ohne nennenswerte Höhenunterschiede weiter zum nahen Colle della Gavietta (2088 m), an einer leicht ausgesetzten Passage muss man kurz die Hände zur Hilfe nehmen, wenn es nass ist, macht diese Stelle wenig Spass. Der einsame Übergang eröffnet erste Tiefblicke in das nördlich gelegene Valle Orco, in der Ferne trohnt der Torre del Gran San Pietro (3692 m) in den Himmel. Der schmale Pfad schlängelt sich einige Meter abwärts, die Alphütten von Soglia (2062 m) ruhen in der sengenden Mittagssonne. Hier ist kaum noch ein Stein auf dem anderen, wo einst das Kaminfeuer brannte, liegen Balken und schwere Dachplatten. Aus der Viehtränke sprudelt das letzte Wasser vor dem Gipfelziel, eine willkommene Erfrischung. Dann steigt der Weg wieder an, auf teils spärlichen Pfadspuren quert man die Südflanke der Punta Marsè und hält Kurs auf den langen flachen Sattel westlich des Berges (ca. 2240 m). Von dort erreicht man in Kürze über den schmalen, aber einfach zu begehenden Südgrat das stählerne Gipfelkreuz auf dem Monte Bellavarda (2345 m). Bühne frei. Hier kann man seinen Gedanken freien Lauf lassen und in aller Ruhe das eindrückliche Panorama geniessen. Im Norden das Valle Orco mit der markante Spitze des Torre Gran San Pietro (3692 m), Richtung Westen blickt man auf den Alpenhauptkamm über dem Val Grande di Lanzo und auf die Gruppe der Levanne (3619 m), im Osten erstreckt sich die piemontesische Tiefebene, im Süden grüsst der Monviso (3841 m), il Re di Pietra, der König aus Stein. Bei guten Sichtverhältnissen erkennt man am Horizont die Seealpen mit dem Monte Matto und der Cima Argentera.
Der Abstieg vom Gipfel erfolgt auf dem Aufstiegsweg.
- Mai bis Oktober
- Schwierigkeitsgrad:
T1 auf dem Alpsträsschen
T2/T3 vom Colle della Gavietta bis zum Gipfel - 6,5 Std.
- Höhenunterschied: ca. 800 m
- Ausgangs- und Endpunkt: Colle della Forchetta (1589 m) an der unbefestigten Alpstrasse zur Alpe di Monastero, Zufahrt von Chiaves (Fraz. di Monastero di Lanzo). Die Strasse ist von Mitte Juni bis Ende Oktober geöffnet, ansonsten an der geschlossenen Schranke, ca. 3 km oberhalb von Fontana Sistina.
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