Lago della Rossa - Bivacco Camillo - Rifugio Gastaldi
Zweitägige Rundwanderung auf teils rauhen und steinigen Wegen vom Pian della Mussa im oberen Val d‘Ala zum Lago della Rossa, der sich bereits auf dem Gemeindegebiet von Usseglio im Valle di Viù befindet.
Von der ersten Gebäudegruppe der Grange della Mussa (1767 m) überquert man zunächst den Fiume Stura di Ala. Der Weg verschwindet alsbald im lichten Lärchenwald, wenige Minuten später trifft man auf eine Weggabelung. Hier hat man die Qual der Wahl, beide Varianten haben das gleiche Ziel, der Weg links ist steiler und an einer Stelle ein wenig ausgesetzt, der rechte ist einfacher zu begehen aber geringfügig länger. Im weiteren Verlauf windet sich der gut markierte Pfad eine felsige Geländestufe hinauf, die hier steil zum Pian della Mussa abfällt. Weiter oben wird das Gelände flacher und sanfter, von der weitläufigen und von prächtigen Lärchen übersäten Alphochfläche des Pian Saulera geniesst man ein tolles Panorama auf die Berge des oberen Val d‘Ala. Man erreicht die Ruinen der Alpe Saulera (2095 m) und wenig später die Waldgrenze. Der nach wie vor gut markierte und einfach zu begehende Weg führt durch die ausgedehnten Alpgebiete des Vallone di Saulera, zwischen den Anstiegen überquert man immer wieder flachere Alpböden, wo in den Sommermonaten noch Kühe weiden. Im weiteren Verlauf windet sich der nun schmale Pfad durch ein steiniges Hochtal, bevor man nach einem steilen Schlussanstieg schliesslich den schmalen und felsigen Durchgang des Passo delle Mongioire (2765 m) erreicht. Auf der anderen Seite des Passes erwartet einen ein aprupter Landschaftswechsel, die Gegend ist hier weniger schroff und steil. In der Ferne ist das Bivacco San Camillo, das Ziel der ersten Etappe, bereits zu sehen. Nach einem kurzen Abstieg wandert man gemütlich und nahezu eben durch das liebliche Seitental des Rio Bessanetto. Die „Hauptspeise“ kommt ganz zum Schluss: Die letzten 100 Höhenmeter bis zum Lago della Rossa steigt man quasi weglos durch eine steinigen Rinne, hier ist Trittsicherheit erforderlich. Die Passage ist weder besonders schwierig oder gar gefährlich, in dem steilen und unwegsamen Gelände geht es jedoch nur langsam und mühsam voran. Nachdem dieser Abschnitt überwunden ist, überquert man einige von Gletschern glattgeschliffene Felsen, vorbei an einem kleinen namenlosen Seelein und erreicht wenigen Minuten später das Bivacco San Camillo. Die gemütliche und gut ausgestattete Selbstversorgerhütte befindet sich inmitten einer beeindruckenden Hochgebirgslandschaft, nur wenige Meter vom Ostufer des Lago della Rossa entfernt. Jenseits des tiefblauen Sees ragen die teils vergletscherten Gipfel von Croce Rossa (3566 m), Punta d‘Arnas (3560 m) und Punta Maria (3313 m) in den Himmel. Sie stehen unmittelbar am Alpenhauptkamm, über den hier die Grenze zwischen Italien und Frankreich verläuft.
In der Umgebung der Biwakhütte gibt es viel zu sehen, es ist ungemein lohnend, hier ein wenig spazieren zu gehen und die Gegend etwas näher zu erkunden.
Der Lago della Rossa befindet sich im Vallone d‘Arnas, ein Seitental des Valle di Viù. Er liegt auf 2701 m Höhe und ist somit der höchstgelegenste Stausee der Alpen. Das Gewässer ist 1,2 km lang, 650 m breit und bis zu 17 m tief. An gleicher Stelle befand sich zuvor ein wesentlich kleinerer natürlicher See. Die Staumauer am Lago della Rossa wurde in den Jahren 1931 bis 1934 zur Stromerzeugung errichtet. Für den Materialtransport während der dreijährigen Bauzeit wurde seinerzeit eine sogenannte Decauville-Schmalspur-Eisenbahn in Betrieb genommen. Die Reste dieser interessanten historischen Bahntrasse findet man noch heute in der näheren Umgebung des Sees. Paul Decauville (1846–1922) war ein französischer Eisenbahn-Unternehmer, der Schmalspursysteme mit 400 bis 600 mm Spurweite mit vorgefertigten, leicht transportablen und in schwierigem bzw. bergigem Gelände montierbaren Gleiselementen entwickelte.
Am nächsten Morgen lässt man den Lago della Rossa hinter sich und steigt auf gutem Weg nordwärts, nach 45 Minuten erreicht man den Collarin d‘Arnas (2851 m) mit seinem gleichnamigen kleinen See, Wasserscheide zwischen dem Valle di Viù und dem Val d‘Ala. Ein faszinierender Ort inmitten einer kargen und steinigen Landschaft, das Panorama auf die hochalpine Kulisse ist entsprechend eindrücklich. Jenseits des Passes befindet sich eine bei schlechten Verhältnissen oder bei viel Altschnee heikle Stelle. Auf einer Länge von etwa 40 Metern überwindet der Weg eine felsige Steilstufe, der in diesem Bereich extrem schmale und ausgesetzte Pfad führt über loses und rutschiges Geröll. Der Abschnitt ist mit einem Drahtseil gesichert und bei normalen Bedingungen problemlos passierbar. Wenig später kommt man an einem sogenannten Karsee vorbei, dessen Eis selbst nach einem langen Sommer nicht völlig abtaut. Als Kar bezeichnet man kesselförmige Eintiefungen an meist schattigen oder sonnenabgewandten Berghängen unterhalb von Gipfel- und Kammlagen, die von Gletschern (Kargletschern) ausgeschürft worden sind. Auf nun gutem und teils gepflasterten Weg geht es weiterhin bergab, man durchquert ein karges und steiniges Hochtal und überquert auf einer Holzbrücke den Rio Arnas. Vor einem eine kleine Hochebene mit einer idyllischen Wasser- und Seenlandschaft, die Feuchtwiesen in der näheren Umgebung sind übersät von Wollgras. Ein lauschiges Plätzchen, was zu einer gemütlichen Rast einlädt. Nach einem kurzen Gegenanstieg erreicht man das in hochalpinem Ambiente gelegene Rifugio Gastaldi (2659 m) auf der Hochebene des Crot del Ciaussinè. Die von Juli bis Mitte September bewirtschaftete Hütte befindet sich am Fuss der gewaltigen Ostwand der Bessanese (3604 m) und wurde nach dem Geologen Bartolomeo Gastaldi benannt. An gleicher Stelle stand zuvor eine andere Hütte, erbaut im Jahre 1904, für damalige Verhältnisse sehr luxuriös mit Zentralheizung und Warmwasser. Diese brannte 1908 ab, wurde 1930 wieder aufgebaut und am 3. Oktober 1944 von faschistischen Spezialeinheiten während der Partisanenkämpfe völlig zerstört. Die heutige Hütte wurde am 26. Juli 1970 eingeweiht. Wenige Meter entfernt die alte Gastaldi-Hütte, die im Jahr 1880 von der Sektion Turin des italienischen Alpenvereins erbaut und 1886 erweitert wurde. Sie dient heute noch als Winterlager und beherbergt ein kleines Bergsteigermuseum.
Vom Rifugio Gastaldi steigt man schliesslich in 2,5 Stunden zum Pian della Mussa ab. Der Pian della Mussa ist eine weitläufige Hochebene auf ca. 1800 m Höhe im oberen Val d‘Ala, welche einst von einem eiszeitlichen See geformt wurde. Hier gibt es diverse Einkehrmöglichkeiten, um die gemeinsame Wanderung angemessen abzuschliessen.
Die Runde kann man auch in drei Tagen machen, mit entsprechend kürzeren Etappen und einer zusätzlichen Übernachtung im Rifugio Gastaldi. Näheres hierzu in einer separaten, in umgekehrter Richtung beschriebenen Tour (> siehe hier).
- 2 Tage
- max. 10 Personen
- Mitte Juli bis Mitte Oktober, nur bei guten und stabilen Wetterverhältnissen
- T2, einige Abschnitte T3
- Übernachtung:
Bivacco San Camillo (2735 m) am Lago della Rossa, immer offene Selbstversorgerhütte, Matratzen und Decken sind vorhanden, keine Koch- und Heizmöglichkeit. Einen Gaskocher für Kaffee und Tee sowie für das gemeinsame Abendessen stelle ich zur Verfügung. - Höhenunterschiede und Gehzeiten:
Etappe 1: ca. 1050 m im Aufstieg, ca. 150 m im Abstieg, 6 Std.
Etappe 2: ca. 300 m im Aufstieg, ca. 1170 m im Abstieg, 5 Std. - Ausgangs- und Endpunkt:
Parkplatz beim Ristorante Bricco (1767 m) bei der östlichen Gebäudegruppe der Grange della Mussa auf dem Pian della Mussa
M | D | M | D | F | S | S | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
48 | 1 | ||||||
49 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
50 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 |
51 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 |
52 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 |
01 | 30 | 31 |
M | D | M | D | F | S | S | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
01 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | ||
02 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 |
03 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 |
04 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 |
05 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 |